Home » Antibiotika bei Steißbeinfistel
Jedes Jahr geben Menschen in Deutschland fast 5 Milliarden Euro für freiverkäufliche Medikamente aus – darunter viele Salben, Cremes und Antibiotika. Wer an einer Steißbeinfistel leidet, sucht oft nach einer Lösung ohne OP. Doch welche Medikamente helfen wirklich – und welche sind nur teuer und nutzlos?
Die harte Wahrheit: Eine Steißbeinfistel heilt ohne OP nicht vollständig. Aber: Die richtige Behandlung im Vorfeld kann viel bewirken! In vielen Fällen lässt sich eine große, belastende Operation – etwa nach der umstrittenen „Metzger-Methode“ – vermeiden. Manchmal kann das richtige Antibiotikum dabei helfen, den Eingriff zu erleichtern oder gar überflüssig zu machen.
Doch welches Antibiotikum ist die beste Wahl? Wann und wie wirken sie am besten? Diese Übersicht bringt Klarheit: Welche Präparate wirklich helfen, welche Erkenntnisse viele Ärzte nicht auf dem Schirm haben – und wie Sie Ihre Heilung gezielt fördern können.
Antibiotika können eine Steißbeinfistel nicht beseitigen, aber sie bieten eine kurzfristige Möglichkeit, akute Entzündungen einzudämmen und Symptome zu lindern. Besonders nützlich ist dies, wenn eine sofortige Operation nicht möglich oder gewünscht ist – etwa während eines Urlaubs oder in einer stressreichen Phase. Doch der Erfolg einer Antibiotikatherapie ist ungewiss: Welche Bakterien in der Fistel sitzen, ist oft unklar, und nicht jedes Medikament wirkt zuverlässig.
Daher kommen meist Breitbandantibiotika wie Cefuroxim oder Amoxicillin/Clavulansäure zum Einsatz, um möglichst viele Erreger abzudecken. Bei Penicillin-Allergien wird häufig Clindamycin verordnet. Dennoch bleibt ein Risiko: Manche Bakterien sind resistent, oder das Antibiotikum erreicht die infizierte Stelle nicht in ausreichender Konzentration.
Eine allgemein nachgewiesene Wirkung haben Antibiotika allerdings bei Operationen mit primärem Wundverschluss. In diesen Fällen wird eine einmalige Infusion („Single-Shot-Antibiose“) oder eine Kurzzeittherapie über drei Tage angewendet, um postoperative Infektionen zu verhindern – mit deutlichem Erfolg. Randomisierte, hochwertige Studien zur Anwendung einer perioperativen Antibiotikaprophylaxe bei Sinus pilonidalis existieren bis dato weiterhin nicht.
Pilonidalfisteln sind fast immer von Bakterien besiedelt – bei wiederkehrenden Fisteln sogar in bis zu 96 % der Fälle. Anfangs kommen oft Darmbakterien vor, während sich bei Rückfällen vermehrt Hautkeime ansiedeln. Da es viele verschiedene Bakterienarten gibt, ist eine wirksame Antibiotikatherapie oft schwierig.
Studien zeigen, dass in 84–93 % der Fälle Bakterien in Pilonidalfisteln vorkommen. Bei wiederkehrenden Fisteln liegt die Rate sogar bei 96 %. Bakterien werden je nach Färbung in grampositive und gramnegative Keime unterteilt. Außerdem unterscheidet man sie danach, ob sie Sauerstoff benötigen (aerob) oder lieber in einer sauerstoffarmen Umgebung wachsen (anaerob).
Das Hautmikrobiom besteht meistens aus grampositiven, aeroben Bakterien, während im Darmmikrobiom vor allem gramnegative, anaerobe Keime vorkommen. Steißbeinfisteln enthalten immer eine Mischung verschiedener Bakterien. Beim ersten Auftreten eines Sinus pilonidalis dominieren Darmkeime wie Escherichia coli, Bacteroides, Prevotella und Peptostreptococcus. Bei Rückfällen findet man jedoch häufiger Hautkeime wie Staphylokokken, Streptokokken, Corynebakterien und Propionibakterien.
Eine gezielte Antibiotikatherapie sollte deshalb sowohl aerobe als auch anaerobe Keime bekämpfen. In der Praxis ist das jedoch oft eine Herausforderung.
Penicilline sind eine Gruppe von Antibiotika mit einer gemeinsamen chemischen Struktur, dem Beta-Laktam-Ring. Sie hemmen die Zellwandsynthese von Bakterien und töten sie dadurch ab. Ihre Hauptwirkung richtet sich gegen grampositive Erreger wie Streptokokken und Staphylokokken.
In Kombination mit Clavulansäure wirken sie auch gegen einige resistente Bakterienstämme. Penicilline sind gut verträglich und oft eine wirksame Option bei akuten Steißbeinfisteln, auch wenn sie nicht alle möglichen Erreger abdecken.
Nebenwirkungen sind selten. Dazu gehören allergische Reaktionen, bei Amoxicillin gelegentlich nichtallergische Hautausschläge sowie weicher Stuhlgang.
Cephalosporine sind breit wirksame Beta-Laktam-Antibiotika und werden häufig bei unspezifischen Infektionen eingesetzt. Sie sind in der Regel gut verträglich, jedoch können Kreuzallergien mit Penicillinen auftreten. Zudem können sie die Darmflora beeinträchtigen.
Bei entzündeten Steißbeinfisteln scheinen sie ähnlich wirksam zu sein wie Penicilline.
Cephalosporine der ersten Generation (z. B. Cefazolin) wirken hauptsächlich gegen grampositive Erreger wie Staphylokokken und Streptokokken. Mit der zweiten und dritten Generation (z. B. Cefuroxim, Ceftriaxon) erweitert sich das Spektrum auf gramnegative Bakterien. Besonders die dritte Generation zeigt eine starke Wirkung gegen Enterobakterien.
Makrolide wirken vor allem gegen grampositive Erreger und intrazelluläre Bakterien wie Chlamydien und Mykoplasmen. Clindamycin ist besonders wirksam gegen Anaerobier und wird oft als Alternative bei Penicillin-Allergie genutzt. Häufige Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, insbesondere das Risiko für pseudomembranöse Kolitis durch Clostridium difficile.
Tetracycline haben ein breites Spektrum gegen grampositive und gramnegative Bakterien sowie intrazelluläre Erreger. Sie werden seltener bei Steißbeinfisteln eingesetzt. Nützlich können sie bei den Mischformen zur Akne inversa sein. Sie sind nicht für Schwangere und Kinder unter 10 Jahren geeignet. Direkte Sonneneinstrahlung ist während der Anwendung zu vermeiden.
Metronidazol ist besonders wirksam gegen Anaerobier und Protozoen. In Kombination mit Betalaktam – Antibiotika erweitert es das Wirkspektrum auf anaerobe Bakterien, die bei der Steißbeinfistel immer präsent sind. Nebenwirkungen sind Übelkeit, metallischer Geschmack im Mund und eine Wechselwirkung mit Alkohol („Antabus-Effekt“), die zu starken Reaktionen führen kann. Sehr nützlich ist die lokale Anwendung als Salbe, in Deutschland nur als vom Apotheker zuzubereitende Rezeptur, in Großbritannien auch als Fertigarzneimittel (Ortem®) verfügbar.
Chinolone sind breit wirksame Antibiotika mit guter Wirkung gegen gramnegative Bakterien und einige intrazelluläre Erreger. Sie werden wegen starker Nebenwirkungen wie Sehnenrupturen, Nervenschäden (periphere Neuropathie) und QT-Zeit-Verlängerung nur zurückhaltend eingesetzt. Aufgrund steigender Resistenzen und Sicherheitswarnungen gelten sie heute meist als Reserveantibiotika.
Gentamycin gehört zur Gruppe der Aminoglykoside und wirkt vor allem gegen gramnegative Bakterien und einige grampositive Erreger. Es wird meist nur bei schweren Infektionen in Kombination mit anderen Antibiotika eingesetzt. Aufgrund seiner Toxizität sind Nebenwirkungen wie Nierenschäden (Nephrotoxizität) und Hörverlust (Ototoxizität) gefürchtet. Studien zur Anwendung Gentamicin-haltiger Schwämme ergaben uneinheitliche Ergebnisse.
Bei multiresistenten Erregern (MRSA, MRGN) kommen spezielle Reserveantibiotika zum Einsatz. Vancomycin ist das Mittel der Wahl gegen MRSA, während Carbapeneme wie Meropenem gegen MRGN wirken. Linezolid und Daptomycin sind neuere Optionen gegen resistente grampositive Erreger. Die Nebenwirkungen hängen stark vom jeweiligen Wirkstoff ab, reichen aber von Nierenschäden (Vancomycin), Blutbildveränderungen (Linezolid) bis hin zu Muskelschäden (Daptomycin).
In der modernen Medizin werden topische Antibiotika, also Antibiotika zur äußeren Anwendung, generell eher zurückhaltend eingesetzt. Das liegt vor allem daran, dass ihr unbedachter Gebrauch nicht nur das Risiko von Resistenzen erhöht, sondern auch ihre Wirksamkeit auf tieferliegende Gewebe oft eingeschränkt ist. Außerdem können Allergien bei lokaler Anwendung unter Umständen häufiger auftreten.
Trotzdem können bestimmte topische Antibiotika in der Behandlung von Steißbeinfisteln eine wichtige Rolle spielen. Substanzen wie Metronidazol, Mupirocin, Fusidinsäure und Gentamicin besitzen gezielte antibakterielle Eigenschaften, die bei oberflächlichen Infektionen helfen können und außerdem die Bakterienlast verringern. Besonders dann, wenn lokale Entzündungen kontrolliert werden sollen oder nach einer Operation die Heilung unterstützt werden muss, sind sie sinnvoll. Dabei haben sie den Vorteil, dass sie das Risiko systemischer Nebenwirkungen nicht erhöhen.
Zusätzlich werden antibiotikahaltige Trägersubstanzen, wie Kollagen-Schwämme oder Antibiotika-Ketten, in der Chirurgie eingesetzt, um hohe Antibiotika-Konzentrationen direkt in der Wunde über längere Zeit zu gewährleisten.
Metronidazol ist seit 1959 als Antibiotikum gegen anaerobe Bakterien und Protozoen bekannt. In deren Zellen wird es zu Metaboliten umgewandelt, die die DNA-Synthese hemmen. Aerobe Organismen und menschliche Zellen bleiben weitgehend unbeeinflusst. Neben seiner antibakteriellen Wirkung besitzt Metronidazol entzündungshemmende Eigenschaften, die es in der Dermatologie (z. B. bei Rosacea) und Gynäkologie (Vaginalzäpfchen) wertvoll machen.
In der Proktologie hat sich eine 10-prozentige Metronidazol-Salbe zur Schmerzlinderung und Sekretreduktion bei Analfisteln (Morbus Crohn) sowie postoperativ nach Hämorrhoiden-Operationen bewährt. Sie wird gut vertragen, systemische Nebenwirkungen sind sehr selten. Über den off-label Charakter dieser Behandlung ist zu informieren. Nachdem der Wirkstoff in anderer Indikation in der Gynäkologie und Dermatologie seit Jahrzehnten bekannt und bewährt ist, wäre als einzige häufige Nebenwirkung eine lokale Unverträglichkeit zu erwähnen. Das britische Fertigarzneimittel Ortem™ ist nur in UK begrenzt verfügbar, in Deutschland kann eine vergleichbare Rezeptur in Apotheken angefertigt werden. Bei Ausschlag, Juckreiz oder anderen Hautveränderungen wäre das Präparat abzusetzen. Auch könnten bei einer Behandlung außerhalb einer arzneimittelrechtlichen Zulassung unbekannte Risiken eintreten. Eine arzneimittelrechtliche Haftung des pharmazeutischen Unternehmers ist bei off-label Behandlung in der Regel nicht gegeben.
Eine 2016 veröffentlichte Pilotstudie zur Wundheilung nach Sinus-pilonidalis-Operationen zeigte eine Heilungsrate von 80 % bei zuvor chronischen Wunden. Eine darauf aufbauende Langzeitstudie läuft seit 2019, Endergebnisse stehen jedoch weiterhin aus.
Bisherige Erfahrungen zeigen Heilungsraten von ca. 60 % bei schwierigen Wunden nach Steißbeinfistel-Operationen. Die Verantwortung für die Verordnung liegt beim behandelnden Arzt, eine Haftung für Wirksamkeit oder Nebenwirkungen besteht nicht.
Zusammen mit Mupirocin findet sich Metronidazol auch in beschichteten Kollagen-Partikeln.
Rezepturvorschlag für Metronidazol-Vaseline 10 % (50 g):
Metronidazol, mikronisiert: 5,0 g, Miglyol® 812: 6,0 g, Vaselinum album: 39,0 g
Mupirocin ist ein topisches Antibiotikum, das hauptsächlich zur Behandlung von Hautinfektionen wie Impetigo, infizierten Wunden und sekundären Hautinfektionen eingesetzt wird. Es wirkt durch Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese und ist besonders wirksam gegen Staphylococcus aureus, einschließlich MRSA.
Seine Anwendung bei sekundär heilenden Wunden, wie chronischen Ulcera cruris, wurde untersucht, jedoch konnte in Studien keine signifikante Wirksamkeit nachgewiesen werden. Daher wird der Einsatz von Mupirocin bei solchen Wunden nicht generell empfohlen.
Aufgrund seiner geringen systemischen Resorption eignet es sich gut für die lokale Anwendung, sollte jedoch nicht großflächig oder langfristig verwendet werden, um Resistenzentwicklungen zu vermeiden.
Als Beschichtung von Kollagen-Partikeln in Kombination mit Metronidazol schein eine heilungsförderliche Wirkung wahrscheinlich. BioFil-AB® ist ein Produkt des indischen Unternehmens Eucare Pharmaceuticals. Es handelt sich um sterile Kollagenpartikel, die mit Mupirocin USP 2 % und Metronidazol IP 1 % imprägniert sind. Diese Kombination macht BioFil-AB® besonders nützlich bei der Behandlung von schwierigen und chronischen Wunden sowie stark infizierten Bereichen. Das Präparat BioFil-AB® ist in Europa aber gegenwärtig leider nicht verfügbar.
Fusidinsäure ist ein topisches Antibiotikum, das vor allem gegen Staphylococcus aureus, einschließlich MRSA, wirksam ist. Es hemmt die bakterielle Proteinsynthese und wird häufig zur Behandlung oberflächlicher Hautinfektionen wie Impetigo und infizierten Wunden eingesetzt. In der sekundären Wundheilung wird Fusidinsäure gelegentlich angewendet, wenn eine lokale bakterielle Besiedlung die Heilung verzögert. Allerdings gibt es Hinweise auf eine zunehmende Resistenzentwicklung, weshalb die Anwendung auf klar definierte Indikationen beschränkt bleiben sollte. Eine langfristige oder großflächige Nutzung wird nicht empfohlen.
In Kombination mit dem Corticosteroid Betamethason ist Fusidinsäure als Fucicort® oder Fusicutan® verfügbar und scheint bei den entzündeten Mischformen des Sinus pilonidalis zur Akne inversa nützlich zu sein.
Gentamicin ist ein aminoglykosidisches Antibiotikum, das topisch in Form von Salben, Pudern oder Schwämmen zur Behandlung infizierter Wunden und Verbrennungen eingesetzt wird. Es wirkt bakterizid, insbesondere gegen gramnegative Erreger wie Pseudomonas aeruginosa, aber auch gegen einige grampositive Bakterien.
Resorbierbare, Gentamicin-haltige Kollagenimplantate (GCI) helfen, postoperative Infektionen (SSI) zu reduzieren. Sie liefern hohe Gentamicin-Konzentrationen direkt an die Wunde, während der Blutspiegel niedrig bleibt. Das verringert das Risiko von Antibiotikaresistenzen, reduziert Nebenwirkungen und macht eine erneute Operation überflüssig, da das Implantat vollständig abgebaut wird. Zusätzlich unterstützt Kollagen die Wundheilung.
Wie GCI Infektionen vorbeugt:
Diese Vorteile bietet Gentamicin in Kombination von Trägersubstanzen:
Zur Anwendung von GCI bei Sinus pilonidalis liegen 3 randomisierte Studien vor, von denen 2 signifikante Vorteile beim primären Wundverschluß wie bei einer Lappenplastik zeigten.
Diese Präparate sind als traditionelle Arzneimittel ohne Zulassungsstudien ausschließlich auf Grund langjähriger Anwendung für das Anwendungsgebiet registriert. Sie sollen die “Reifung” und spontane Eröffnung abgekapselter Eiterherde (Abszesse) fördern. Nachdem die meisten Abszesse irgendwann platzen, wenn man nur lang genug wartet, scheint mir der Nutzen dieser Präparate nicht belegt.
ilon® Salbe classic (Nachfolgeprodukt von ilon® Abszess-Salbe): Bestandteile sind Lärchenterpentin (Terebinthina veneta), Terpentinöl vom Strandkiefern-Typ Eukalyptusöl, Weißes Vaselin, Gelbes Wachs, Stearinsäure, Ölsäure, Polysorbat 20, Rosmarinöl, Thymianöl, Thymol, Chlorophyll- Kupfer-Komplex (E141), Butylhydroxytoluol (E321). Meine Literatur – Recherche zu “Terpentin” und “Abszess” ergab lediglich den Hinweis auf die Verwendung seit 2000 Jahren, die Verursachung von Abszessen durch Terpentininjektion bei Versuchstieren und Studien zu Kontaktallergien durch Terpentin.
Ichtholan 50% ® Salbe enthält den Wirkstoff Ammoniumbituminosulfonat (Ichthyol), Gelbes Vaselin, mikrokristalline Kohlenwasserstoffe (C40-C60), Wollwachs und gereinigtes Wasser. Ichthyol gehört zu den sulfonierten Schieferölen. Es wird seit dem 19. Jahrhundert als entzündungshemmender und antibakterieller Wirkstoff in der Dermatologie verwendet, in höheren Konzentrationen von 20 – 50 % auch beim Abszeß. Auch zu diesem Wirkstoff findet die medizinische Datenbank PubMed keine einzige Studie zur Behandlung von Abszessen.
Topische Corticosteroide haben in der Behandlung der Steißbeinfistel in der Regel keinen Stellenwert, da sie primär entzündungshemmend wirken und keine direkte Wirkung auf die Ursachen der Fistel, wie etwa Haarwachstum oder Infektionen, haben. In speziellen Fällen, bei denen eine Mischform mit Akne inversa oder Hidradenitis suppurativa vorliegt, können Corticosteroide jedoch hilfreich sein. Sie können die systemische Entzündungskomponente dieser Erkrankungen reduzieren und dadurch die akute Entzündungsreaktion lindern.
Die am häufigsten verwendeten Wirkstoffe in aufsteigender Wirkungsstärke sind:
Hydrocortison: Hydrocortison ist ein mildes Kortikosteroid, das oft zur Behandlung von Hautentzündungen, Juckreiz und Hautausschlägen eingesetzt wird. Es wirkt, indem es die Freisetzung von Entzündungsstoffen hemmt und die Entzündungsreaktion in der Haut reduziert. Hydrocortison-Salben sind oft rezeptfrei erhältlich.
Prednisolon: Prednisolon gehört ebenfalls zur Gruppe der Kortikosteroide und hat eine noch stärkere entzündungshemmende Wirkung als Hydrocortison. Die Verwendung von Prednisolon-Salben erfordert in der Regel eine ärztliche Verschreibung und eine sorgfältige Anwendung, um Nebenwirkungen zu minimieren.
Triamcinolon: Triamcinolon ist ein mittelstarkes bis starkes Kortikosteroid, das zur Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen wie Ekzemen, Psoriasis und allergischen Reaktionen eingesetzt wird.
Betamethason: Betamethason ist eines der stärksten Kortikosteroide, das zur Behandlung von schweren Hautentzündungen, wie sie bei Ekzemen, Psoriasis und anderen chronischen Hauterkrankungen auftreten können, verwendet wird. Es hat eine ausgeprägte entzündungshemmende Wirkung und wird oft bei hartnäckigen oder schwer zu kontrollierenden Hautproblemen eingesetzt. Wie bei Prednisolon ist eine ärztliche Verschreibung für Betamethason-Salben erforderlich, und sie sollten mit Vorsicht angewendet werden.
Honig wurde schon von den Sumerern und Ägyptern im Altertum als Wundsalbe benutzt. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Honig
Während die antimikrobielle Wirkung anderer Honigsorten meist auf Wasserstoffperoxid beruht, enthält Manuka-Honig stattdessen das gewebeschonendere Methylglyoxal (MGO). Die antibakterielle Potenz wird als UMF® (Unique Manuka Factor) angegeben, wobei für die medizinische Anwendung ein UMF-Wert über 10 empfohlen wird. Studien deuten darauf hin, dass die Wirksamkeit auch von Faktoren wie Lagerungsdauer und Herstellungsprozess beeinflusst wird.
Medizinischer Honig wird speziell aufbereitet: Er wird gefiltert und gammasterilisiert, um Bakterien und Sporen abzutöten, während die biologisch aktiven Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Speisehonig hingegen verliert durch Erhitzen viele seiner heilenden Eigenschaften.
Für die Wundversorgung gibt es verschiedene Darreichungsformen:
Der Nutzen von Honig in der Wundbehandlung scheint besonders in der Frühphase der Wundreinigung groß zu sein. Eine Cochrane-Analyse zeigte, dass infizierte postoperative Wunden mit Manuka-Honig schneller heilen als mit klassischen Antiseptika und Gaze. Dies könnte bei Wundheilungsstörungen nach chirurgischen Eingriffen eine sinnvolle Option sein. Allerdings ist die Evidenzlage nicht einheitlich. Die Deutsche Gesellschaft für Wundheilung (DGfW) entschied sich in ihrer S3-Leitlinie von 2014 gegen eine generelle Empfehlung.
Die Ayurveda-Medizin basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz, der Körper, Geist und Umwelt als Einheit betrachtet. Krankheiten werden als Ungleichgewicht der drei Doshas (Vata, Pitta, Kapha) verstanden, und die Therapie zielt darauf ab, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen. Dazu werden pflanzliche Heilmittel, mineralische Substanzen und spezielle Verfahren eingesetzt.
Für die Behandlung von Fisteln nutzt Ayurveda traditionell mit Pflanzenextrakten und Salzen imprägnierte Fäden. Eine Publikation beschreibt eine Methode, bei der chirurgische Ausschneidung, Verödung mit heißem Öl und das Aufbringen von Kupfersulfat kombiniert werden. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit dieser Techniken sind jedoch begrenzt, sodass eine gesicherte Bewertung nicht möglich ist.
Die Ksharsutra-Methode ist ein minimal-invasives ayurvedisches Verfahren zur Behandlung von Fisteln, darunter auch des Pilonidalsinus. Dabei wird ein mit pflanzlichen Alkalien behandelter Faden (Ksharsutra) durch den Fistelgang geführt. Dieser Faden soll die Heilung unterstützen, indem er abgestorbenes Gewebe langsam abbaut und durch seine antimikrobielle sowie entzündungshemmende Wirkung Infektionen vorbeugt.
Studien deuten darauf hin, dass die Methode Komplikationen und Rückfälle verringern und eine schnellere Genesung ermöglichen kann. Zudem ist die Behandlung kostengünstig und könnte eine Alternative zu chirurgischen Eingriffen sein. Allerdings gibt es keine gesicherten Daten aus westlichen medizinischen Zentren, und die verwendeten Fäden sind nach deutschem Arzneimittel- und Medizinprodukterecht nicht erhältlich.
Die Universität Sulaimani in Kurdistan veröffentlichte eine randomisierte Studie mit 400 Patienten zur Behandlung des Pilonidalsinus. Dabei wurden zwei Methoden verglichen:
Die Methode wurde erstmals 1964 von Lawrence und Greenwood beschrieben, die eine Heilungsrate von 84 % angaben. Girgin berichtet über eine Erfolgsrate von 64,5 % bei einmaliger und von 95 % bei wiederholter Anwendung von kristallinem Phenol zur Behandlung des Fistelgangs. Dabei erfolgt die Therapie in Lokalanästhesie: Zunächst werden Haare mit einem Klemmchen aus dem Fistelgang entfernt, der Gang wird anschließend gespült. Während der gesamten Heilungsphase wird die Umgebung konsequent haarfrei gehalten.
In der Türkei ist die Anwendung von Phenol weit verbreitet. Auf dem Weltkongress der Pilonidal Society in Istanbul im Jahr 2024 wurden mehr als 20 Vorträge zu dieser Therapieform präsentiert. Allerdings ist die Verwendung von Phenol nach deutschem Arzneimittelrecht nicht mehr zulässig (Negativmonographie Pharm. Ztg. 143 (1997), 4103 und 4386). Phenol gilt als giftig und kann Haut sowie Schleimhäute reizen.
Die begleitenden Maßnahmen ähneln den Prinzipien eines zurückhaltenden Pit Picking. Ein zusätzlicher therapeutischer Nutzen durch den Einsatz von Phenol erscheint mir nicht hinreichend bewiesen.
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