Schmerzen im Steißbeinbereich, Schwellungen oder eitrige Absonderungen – diese Beschwerden können auf eine Steißbeinfistel hinweisen, auch bekannt als Sinus Pilonidalis. Die Steißbeinfistel kann das tägliche Leben stark beeinträchtigen und bedarf einer gezielten Behandlung. Doch was genau sind die Steißbeinfistel Symptome, und wie erkennen Sie, ob Sie betroffen sind? Im Folgenden erfahren Sie alles Wichtige über die typischen Anzeichen und wie Sie die Beschwerden einordnen können. 

Die 5 sichtbaren Anzeichen einer Steißbeinfistel: Symptome einordnen

 

Eine Steißbeinfistel zeigt sich durch sichtbare und spürbare Ausprägungen, die oft übersehen werden. Von kleinen, kaum wahrnehmbaren Hautveränderungen bis hin zu stark ausgeprägten Abszessen: Die Steißbeinfistel kann in verschiedenen Formen auftreten.  

1. Schmerzen und Verhärtung

 Das häufigste Symptom ist ein Schmerz oder Fremdkörpergefühl beim Sitzen. Besonders merkt man das auf harten Stühlen und Bänken (Schule, Hörsaal, Fortbildung, Biergartenbank). Man vermutet vielleicht, dass es an dem unbequemen Möbelstück liegt.

Ein kürzlich zurückliegender Sturz auf das Steißbein lässt an eine Prellung oder einen Bluterguss denken. Häufig findet sich ein zeitlicher Zusammenhang der ersten Beschwerden mit einem Trauma. Auch bei sportlichen Übungen (Sit-ups, Bankdrücken, Boden-Gymnastik) spürt man häufig die Verhärtung. Bei einer akuten Entzündung bzw. einem Pilonidal-Abszess kann es so schmerzhaft werden, dass man nicht mehr sitzen kann.

Steißbeinfistel Symptom - Schmerzen beim Sitzen
Schmerzen beim Sitzen werden oft fälschlich auf einen harten Stuhl oder eine unbequeme Bank zurückgeführt

2. Öffnungen in der Pofalte - die Pits

 Die Pits sind die kleinen sichtbaren Öffnungen auf der Haut, durch die oft Eiter oder Flüssigkeit austreten kann. Man kann sie sich wie kleine Ein- und Ausgänge der Fisteln vorstellen. Sie sind oft an der Oberfläche sichtbar und sehen aus wie kleine Löcher oder dunkle Punkte. Die „Pits“ oder „Poren“ werden oft leicht übersehen. Manchmal sind sie nur nach einer Rasur oder unter der Lupe erkennbar. Die Merkmale von Pits:

  • Gelegentlich lassen sich lose oder abgebrochene Haare aus diesen Pits entfernen.
  • Pits enthalten ein dickflüssiges Sekret aus Hornschuppen, ähnlich einem Mitesser.
  • Die Pits sind der Ursprung der Fistel, sie werden beim Pit Picking entfernt.
Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ I A
Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ II A
Steißbeinfistel Bilder: Schema Typ I B Fistel
Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ I B

Offene und geschlossene Fisteln

Manche Steißbeinfisteln durchbrechen die Haut – entweder entlang der Mittellinie oder seitlich davon – und entleeren sich nach außen. Bei diesen sogenannten offenen Fisteln mit „Sekundäröffnung“ haben viele Patientinnen und Patienten überraschenderweise keine Schmerzen. Die Fistelöffnung ähnelt äußerlich einem Pickel (in unseren Schemazeichnungen der rote Punkt) und ist häufig das erste – und manchmal einzige – Anzeichen, das auffällt.

Allerdings erreicht nicht jede Fistel die Hautoberfläche. Viele verlaufen blind unter der Haut und bleiben lange unentdeckt. Wenn sich eine sichtbare Öffnung bildet, tritt oft rötliches, leicht blutendes Gewebe aus – medizinisch als Granulationsgewebe, in der Umgangssprache auch „wildes Fleisch“ bekannt.

Nicht selten konzentriert sich die ärztliche Aufmerksamkeit fälschlicherweise nur auf diese auffällige Öffnung – während der ursprüngliche Fistelgang in der Tiefe unbeachtet bleibt. Eine genaue Diagnostik ist daher entscheidend für eine wirksame Behandlung.

In unserer Bildergalerie finden Sie verschiedene Erscheinungsformen von Steißbeinfisteln zur besseren Orientierung.

3. Beule oder Asymmetrie ohne sichtbare Öffnung

Nicht jede Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) zeigt sich sofort durch eine offene Fistelöffnung oder nässende Hautveränderung. In vielen Fällen ist das einzige sichtbare Symptom eine asymmetrisch verlaufende Gesäßfalte oder eine leicht vorgewölbte Beule am oberen Po-Bereich. Diese kann bei Bewegung, Druck oder längerem Sitzen unangenehm auffallen – ohne dass Schmerzen oder Entzündungszeichen vorhanden sind.

Im Bereich unter der Haut bildet sich bei chronischem Verlauf häufig eine Fistelkapsel, die sich als derbe, knotenartige Verhärtung tasten lässt. Diese kann sich bei langjährigem Bestehen fast wie Knorpel oder sogar Knochen anfühlen. Ein genauer Seitenvergleich kann hier aufschlussreich sein: Während die knöchernen Strukturen des Beckens symmetrisch angeordnet sind, entsteht eine Steißbeinfistel immer einseitig. Der tastbare Unterschied ist oft der erste Hinweis auf eine unerkannte Fistelbildung.

Wenn Sie selbst Veränderungen spüren, der erste Arztbesuch aber keinen klaren Befund ergibt, zögern Sie nicht, eine zweite Meinung einzuholen. Gerade in der Frühphase sind die Zeichen einer Steißbeinfistel nicht immer offensichtlich und werden von weniger erfahrenen Ärzten leicht übersehen. Eine frühzeitige Diagnose kann jedoch entscheidend sein, um eine Entzündung zu verhindern und eine möglichst schonende Behandlung zu ermöglichen.

Eine Beule oberhalb der Pofalte - Symptom der Steißbeinfistel, die ursaächlichen Pits finden sich viel weiter unten

4. Nässen, Geruch und harmlose Blutungen

Ein häufiges, aber oft verkanntes Symptom der Steißbeinfistel ist das Auftreten von Feuchtigkeit im Bereich der Gesäßfalte. Manche Patientinnen und Patienten bemerken Flecken in der Unterwäsche, ein unangenehmes Nässen oder auch einen leicht säuerlichen bis süßlichen Geruch, der von dem austretenden Fistelsekret ausgeht. Dieses Sekret ist häufig farblos oder leicht gelblich und wird nicht selten mit übermäßigem Schwitzen verwechselt – vor allem in der warmen Jahreszeit oder bei körperlicher Aktivität.

Gelegentlich treten auch kleinere Blutungen auf, die beim Abwischen nach dem Stuhlgang sichtbar werden. Dies kann zu Verunsicherung führen, da manche Betroffene befürchten, das Blut stamme aus dem Darm. Tatsächlich stammt es in diesen Fällen jedoch aus der Fistel selbst – genauer gesagt aus dem sogenannten Granulationsgewebe, das die Fistelgänge auskleidet. Dieses neugebildete Heilungsgewebe enthält viele kleine, empfindliche Blutgefäße, die bereits bei leichter Reibung oder Druck vorübergehend bluten können.

Solche Blutungen sind in der Regel nicht gefährlich. Im Gegenteil: Sie zeigen, dass der Körper versucht, die betroffene Region zu durchbluten, zu versorgen und zu heilen. Denn jeder Wundheilungsprozess erfordert den Transport von Nährstoffen, Immunzellen und Baustoffen – und genau dafür wird eine gute Durchblutung benötigt.

Sollten Sie also kleinere Blutspuren, Nässen oder Geruch bemerken, ohne Schmerzen zu haben, kann dies bereits ein frühes Anzeichen für eine Steißbeinfistel sein. Eine ärztliche Abklärung schafft hier schnell Klarheit – oft schon mit einem kurzen Blick durch erfahrene Augen.

5. Allgemeine Krankheitszeichen: Fieber oder Abgeschlagenheit

In seltenen Fällen kann eine stark entzündete Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) auch allgemeine Krankheitszeichen hervorrufen – etwa Fieber, Abgeschlagenheit oder ein allgemeines Krankheitsgefühl. Solche Beschwerden treten in der Regel jedoch erst bei ausgeprägten Entzündungen oder Abszessen auf. Da die Region am Steißbein besonders empfindlich ist, macht sich ein Abszess meist durch deutliche Schmerzen, Spannungsgefühl oder Druckempfindlichkeit bemerkbar – noch bevor systemische Symptome auftreten.

Bleibt ein Abszess über mehrere Tage unbehandelt und entleert sich nicht von selbst, kann es in Ausnahmefällen zu einer Einschwemmung von Bakterien in den Blutkreislauf kommen. Dies kann zu Fieber und – äußerst selten – zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Solche komplizierten Verläufe sind jedoch selten und in der Regel durch eine rechtzeitige Behandlung gut vermeidbar.

Viele Betroffene fragen, ob ein chronisch bestehender Sinus pilonidalis langfristige Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit haben kann. Bisher gibt es dazu keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Es ist jedoch bekannt, dass chronische Entzündungen im Körper – selbst vermeintlich harmlose wie eine Zahnfleischentzündung – das Risiko für systemische Erkrankungen, etwa Herz-Kreislauf-Probleme, erhöhen können. Daher erscheint es aus ärztlicher Vorsicht sinnvoll, eine Steißbeinfistel nicht dauerhaft unbehandelt zu lassen.

Wichtig: Die Steißbeinfistel ist nicht mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa verbunden. Auch besteht kein Zusammenhang mit Darmkrebs oder anderen systemischen Erkrankungen.

Eine Steißbeinfistel ist selten gefährlich.
Patient im Bett mit Fieber, Schmerzen und allgemeinem Krankheitsgefühl

Die Arten von Steißbeinfisteln

 

Die Steißbeinfisteln unterscheidet man, je nachdem, wie sie entstehen, zwischen Primärfisteln und Sekundärfisteln.  

  • Primärfisteln sind die ersten Gänge, die sich bilden. Sie entstehen meist durch eingewachsene Haare, die unter der Haut wachsen, anstatt nach außen. Dadurch entzündet sich das Gewebe, und es entstehen kleine Hohlräume oder Gänge. Primärfisteln sind sozusagen die „Anfangslöcher“. 
  • Sekundärfisteln entstehen, wenn die Entzündung nicht gestoppt wird und sich weiter ausbreitet. Sie sind so etwas wie Verbindungen, die sich von den ersten Gängen aus durch das Gewebe wühlen. Diese Gänge können sich verzweigen und werden größer, was die Entzündung verstärkt. 

Das Ganze kann man sich wie ein unterirdisches Tunnelsystem vorstellen: Die Primärfisteln sind die ersten Gänge, die sich graben. Wenn man das Problem nicht behebt, graben sich die Sekundärfisteln weiter durch das Gewebe. 

Primärfistel
Steißbeinfistel Ursache und Entstehung im Schemabild erklärt
Sekundärfistel

Die häufigsten Symptome einer Steißbeinfistel im Überblick zusammengefasst

Die Steißbeinfistel Symptome können von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Häufig sind die Beschwerden anfangs eher unspezifisch und werden erst im fortgeschrittenen Stadium deutlicher. 

  • Schmerzen im Steißbeinbereich: Die Schmerzen treten meist beim Sitzen oder bei Bewegung auf und können von einem leichten Druckgefühl bis zu starken, stechenden Schmerzen reichen. Entzündungsprozesse führen zu einer sichtbaren Schwellung und Rötung in der Gesäßfalte, die sich warm anfühlen kann. 
  • Pits in der Mittellinie: Sie sind als kleine Löcher oder dunkle Punkte sichtbar. 
  • Eitrige oder blutige Absonderungen: Eiter oder blutige Flüssigkeiten, die aus kleinen Öffnungen (Pits) in der Haut austreten, sind ein deutliches Anzeichen für eine Infektion. 
  • Abszessbildung: Im fortgeschrittenen Stadium kann es zur Bildung von schmerzhaften Abszessen kommen, die zu Fieber und allgemeinem Unwohlsein führen können. 
  • Juckreiz und Hautirritationen: Anhaltende Irritationen und Juckreiz an der betroffenen Stelle sind häufig erste Hinweise, die oft übersehen werden. 

Diese Symptome treten oftmals in Kombination auf und verstärken sich mit der Zeit, wenn keine Behandlung erfolgt. Die Entzündung des Gewebes und die fortschreitende Ausbreitung der Fistelgänge können zu schwereren Ausprägungen führen. Wichtig ist es, egal in welchem Stadium, einen spezialisierten Facharzt zu konsultieren. Sie sind sich unsicher, ob Ihre Symptome auf eine Steißbeinfisteln deuten? Dann buchen Sie sich einen Termin in unserer Sprechstunde, um eine fundierte Diagnose zu erhalten.  

Wir setzen auf moderne, minimal-invasive Methoden, die eine sanfte und effektive Alternative zu klassischen chirurgischen Eingriffen bieten.