Eine Steißbeinfistel (Sinus Pilonidalis) kann das Leben stark beeinträchtigen – doch sie ist nicht unausweichlich. Wenn Sie wissen, wie Sie das Risiko minimieren können, lassen sich Entzündungen und Eingriffe oft verhindern. Hier zeigen wir Ihnen, wie Sie sich aktiv gegen diese schmerzhafte Erkrankung wappnen und was zu tun ist, um ein erneutes Auftreten, also ein Sinus Pilonidalis Rezidiv, zu verhindern.
Steißbeinfistel vorbeugen – so geht's
Glücklicherweise gibt es einige Maßnahmen, um eine Steißbeinfistel zu verhindern oder das Risiko für ein Rezidiv nach einer Behandlung zu senken. Dies sind die wichtigsten Faktoren:
1. Regelmäßige Hygiene
Eine gründliche Hygiene, besonders im Bereich der Gesäßfalte, ist eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen. Durch tägliches Waschen entfernen Sie Schmutz, Schweiß und Haare, die sich in der Haut festsetzen und Entzündungen verursachen könnten. Achten Sie darauf, den Bereich gut zu trocknen, da Feuchtigkeit das Risiko für Hautreizungen erhöht. Eine regelmäßige Reinigung des betroffenen Bereichs ist wichtig, um Entzündungen zu verhindern und die Entstehung einer Steißbeinfistel zu vermeiden.
2. Vermeidung von langem Sitzen
Langes Sitzen, vor allem auf harten Oberflächen, übt Druck auf die Gesäßfalte aus und kann die Entstehung einer Steißbeinfistel fördern. Wenn Sie beruflich viel sitzen müssen, versuchen Sie, regelmäßige Pausen einzulegen, um den Druck von der betroffenen Stelle zu nehmen. Auch das Verwenden eines ergonomischen Sitzkissens kann helfen, den Druck zu reduzieren.
3. Entfernen von Haaren
Haarwuchs im Bereich der Gesäßfalte ist einer der Hauptfaktoren für die Entstehung von Fisteln. Eine regelmäßige Haarentfernung kann dazu beitragen, dass sich keine Haare in der Haut festsetzen und entzünden. Sie können dabei auf eine Rasur oder andere Methoden wie das Wachsen oder eine Laserbehandlung zurückgreifen.
Der 6-Punkte Risikocheck
Die Beantwortung folgender Fragen kann Ihnen helfen, ein erhöhtes Risiko für eine Steißbeinfistel zu erkennen. Sollten Sie mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, empfehlen wir, dass Sie Ihren Arzt oder eine andere vertrauenswürdige Person bitten, die Gesäßfalte auf Anzeichen wie Schwellungen, Rötungen und insbesondere auf kleine Öffnungen zu untersuchen:
- Haben Sie eine starke Körperbehaarung?
- Ist bei nahen Verwandten eine Steißbeinfistel aufgetreten?
- Sitzen Sie oft viele Stunden ohne Pause?
- Haben Sie selten die Möglichkeit, sich gründlich zu waschen oder zu duschen?
- Sind Sie beruflich Haaren ausgesetzt, wie beispielsweise als Friseur oder im Kontakt mit Tierhaaren?
- Haben Sie Schmerzen beim Sitzen?
Beim Verdacht auf eine Steißbeinfistel sollten Sie professionelle medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ihre Gesundheit verdient es. Im Frühstadium ist die Chance auf eine einfache Lösung des Problems am höchsten.
Sitzendes Leben: Die verstecken Risiken des langen Sitzens
Es klingt dramatisch, aber stundenlanges Sitzen ohne Pause ist tatsächlich schädlich für die Gesundheit. Neben den bekannten Rückenschmerzen zeigen Studien, dass langes Sitzen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Tumorerkrankungen im Darm- und Unterleibsbereich erhöht. Die Lebenserwartung sinkt ebenfalls, je mehr Zeit man täglich sitzend verbringt.
Doch nicht nur Ihr Herz und Kreislauf leiden: Auch die empfindliche Gesäßfalte wird durch langes Sitzen stark belastet. Der ständige Druck auf das Steißbein kann wie ein „Förderband“ wirken, das Haare in die Haut der Pofalte transportiert – ein potenzieller Auslöser für die schmerzhafte Steißbeinfistel.
Besonders problematisch wird es, wenn bereits eine unentdeckte Steißbeinfistel besteht. Der Druck beim Sitzen kann dazu führen, dass die kleinen Fistelöffnungen (Pits) verschlossen werden, was schmerzhafte Entzündungen auslöst und die Heilung erschwert.
Was können Sie weiter tun, um das Risiko zu minimieren?
Zum Glück gibt es einfache Maßnahmen, die Sie in Ihren Alltag integrieren können, um die negativen Auswirkungen des Sitzens zu reduzieren:
- Höhenverstellbare Schreibtische: Nutzen Sie einen höhenverstellbaren Tisch, um zwischendurch im Stehen zu arbeiten. Das entlastet nicht nur Ihren Rücken, sondern auch Ihre Gesäßfalte.
- Regelmäßige Bewegungspausen: Stehen Sie mindestens alle 30 Minuten auf, strecken Sie sich und bewegen Sie sich. Auch kurze Bewegungseinheiten verbessern die Durchblutung.
- Aktivität auf Reisen: Planen Sie auf langen Autofahrten regelmäßige Pausen ein und gehen Sie einige Schritte. Im Flugzeug sollten Sie ebenfalls aufstehen und sich strecken, um den Druck auf den Steißbereich zu mindern.
- Stehen beim Telefonieren: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, im Stehen zu telefonieren. Das fördert die Durchblutung und verbessert Ihre Haltung.
- Bewegung im Alltag: Nutzen Sie beispielsweise TV-Werbepausen, um sich zu dehnen oder ein paar Schritte zu gehen. Kleine, regelmäßige Bewegungen summieren sich zu einem gesünderen Alltag.
- Sportliche Aktivitäten: Integrieren Sie Bewegung bewusst in Ihren Alltag. Ob Spaziergänge, Yoga oder Fitness – jede Bewegung hilft, den Druck auf Ihre Gesäßfalte zu mindern und steigert Ihr Wohlbefinden.
- Motivations-Apps: Verwenden Sie Fitness-Apps oder Smartwatches, um sich regelmäßig daran erinnern zu lassen, aktiv zu bleiben und Ihren Körper in Schwung zu bringen.
Viele Arbeitgeber erkennen inzwischen die gesundheitlichen Vorteile des Steharbeitsplatzes und bieten höhenverstellbare Schreibtische an. Auch im Home-Office kann sich die Anschaffung eines solchen Tisches lohnen. Interessanterweise deuten Studien darauf hin, dass kreatives Denken und zielgerichtetes Arbeiten durch wechselnde Arbeitspositionen gefördert werden – ein zusätzlicher Bonus für Ihre Produktivität.
Durch kleine Veränderungen in Ihrem Alltag können Sie also gleichzeitig Ihre Gesundheit schützen und das Risiko für eine Steißbeinfistel deutlich reduzieren.
Wie kann ein Sinus Pilonidalis Rezidiz verhindert werden?
Ein einmal behandelter Pilonidalsinus kann in manchen Fällen wieder auftreten. Um ein solches Rezidiv zu verhindern, sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Regelmäßige Nachsorge: Lassen Sie den Bereich nach der Wundheilung regelmäßig von einem Arzt kontrollieren.
- Weiterhin auf Hygiene achten: Auch nach der Behandlung ist es wichtig, die Gesäßfalte sauber und trocken zu halten.
- Vermeidung von langem Sitzen: Bleiben Sie weiterhin aktiv und vermeiden Sie es, für längere Zeit ohne Bewegung zu sitzen.
- Langfristige Haarentfernung: Wenn Sie unter starkem Haarwuchs leiden, kann damit das Risiko eingewachsener Haare minimiert werden.
Aktive Vorsorge und exzellente medizinische Versorgung
Eine Steißbeinfistel oder ein Rezidiv können häufig vermieden werden, wenn Sie mehr als üblich auf Hygiene, regelmäßige Bewegung und Vermeidung von langem Sitzen achten. Sollten Sie dennoch Symptome bemerken, ist eine frühzeitige Behandlung entscheidend, um die Ausbreitung der Fistelgänge und eine mögliche Infektion zu verhindern. In vielen Fällen kann ein kleiner Eingriff wie das Pit-Picking oder die Sinusektemie sehr gut helfen, die Fistel mit einer minimal-invasiven OP-Methode zu entfernen.
Wenn Sie mehr über die Ursachen erfahren oder einen persönlichen Termin zur Vorsorge oder Behandlung buchen möchten, buchen Sie gerne einen Termin bei uns – wir freuen uns auf Sie!
Tipps zur Körperhygiene bei Sinus Pilonidalis
Allgemeine Körperhygiene
Eine Steißbeinfistel bekommt man normalerweise nicht, weil man sich zu wenig wäscht. Der tiefste Punkt der Gesäßfalte (in der Fachsprache: Rima ani) wird aber oft vernachlässigt. Sammeln sich hier Haarfragmente, können sie in die Haut einmassiert werden. Feuchtigkeit und abgeschilferte Hornschuppen der Haut bilden einen Nährboden für Bakterien und verstopfen erweiterte Poren. Also: beim Duschen eine Pobacke zur Seite halten und die Rima ani gründlich ausspülen.
Vorbeugung einer Entzündung
Reinigung mit Wasser und Seife ist hilfreich durch die Reduktion von Bakterien. In einer norwegischen Studie war das Waschen sogar der Desinfektion mit alkoholischer Lösung überlegen. Optimal eignet sich pH-hautneutrale Waschlotion (leicht sauer mit einem pH-Wert von 5.5) aus synthetischen Detergenzien („Syndet“). Damit wird der Schutzmantel der Haut nicht angegriffen. Bei häufigen Entzündungen sind antibakterielle Waschlotionen zur Bakterienreduktion („Dekolonisation“) empfehlenswert.
Trotz einer Steißbeinfistel ist es in vielen Fällen möglich, Sport zu treiben, solange bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Die Auswahl der Sportart spielt eine entscheidende Rolle. Sportarten, die wenig Druck und Reibung im Bereich des Steißbeins erzeugen, wie Schwimmen oder Radfahren, sind oft besser verträglich. Es ist jedoch ratsam, vor der Fortsetzung oder Aufnahme einer sportlichen Aktivität immer Rücksprache mit einem Arzt zu halten, um sicherzustellen, dass es in Ihrem individuellen Fall keine Risiken oder Bedenken gibt. Die richtige Pflege und Hygiene des betroffenen Bereichs sowie das Tragen lockerer, nicht einschneidender Kleidung können ebenfalls dazu beitragen, Beschwerden während des Sports zu minimieren. In jedem Fall ist es wichtig, auf Ihren Körper zu hören und bei Schmerzen oder Problemen sofort einen Arzt zu konsultieren.
Vorbeugende Laser-Behandlung?
Wenn Sie eine Steißbeinfistel ganz verhindern wollen, müssten Sie früh anfangen. Wahrscheinlich entstehen die ersten „pits“ schon ab Beginn der Pubertät. Unsere jüngsten Patienten sind kaum älter als 13 Jahre. Eine frühzeitige, dauerhafte Entfernung der Haare der Gesäßfalte durch Laser wäre unter Umständen eine kausale Behandlung. Leider läßt sich nicht zuverlässig abschätzen, welcher junge Mensch von einer Laserepilation profitieren würde. Die Laserepilation wird von gesetzlichen Kassen nicht übernommen. Es sind immer mehrere Behandlungen notwendig. Eine rein vorbeugende Laserepilation scheint mir daher nur gerechtfertigt bei sehr ausgeprägter Behaarung oder mehreren von einer Steißbeinfistel betroffenen Familienmitgliedern.
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