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Wenn die Haare entfernt werden, wird die Fistel heilen.
1965 Peter H. Lord und Douglas M. Millar, Pit Picking Erfinder
Punkt. Damit wäre eigentlich alles Wichtige gesagt: Ohne Haare in der Pofalte gäbe es keine Steißbeinfistel. Und für Wundheilungsstörungen nach einer Operation des Sinus pilonidalis sind auch fast immer einwachsende Haare verantwortlich, seltener lose Haare. Deshalb beginnt diese Seite auch mit dem Beitrag zur Haarentfernung (Epilation).
Trotzdem haben allgemeine Massnahmen zur Wundbehandlung bzw. Wundpflege einen Stellenwert. Auf dieser Seite erfahren Sie, welche Hausmittel, Verhaltenstipps, Medikamente und Verbandsmaterialien empfehlenswert sind. Wir freuen uns über Ergänzungen und Verbesserungen zu dieser Liste, die naturgemäß keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Heilt eine Steißbeinfistel von selbst? Leider nein. Eine dauerhafte Heilung erreicht man nur durch chirurgische Entfernung. Die Entscheidung für die beste Methode haben Sie aber in der Hand und sollten Sie wohlüberlegt treffen.
Wenn Sie aktuell nur leichte Beschwerden verspüren oder sich von einer schmerzhaften Entzündung gerade erholt haben, sind Sie verständlicherweise nicht zu einer Operation motiviert. Vor allem, wenn Sie abschreckende Erfahrungen gelesen oder gehört haben. Doch bedenken Sie: Eine Operation während des beschwerdefreien Intervalls ist technisch einfacher und minimal-invasive Konzepte sind effektiv umsetzbar. Beim nächsten Entzündungsschub wünschen Sie sich, die Behandlung schon hinter sich zu haben.
Woher kommen die Haare, die man in der Höhle einer Steißbeinfistel findet?
Eine haarfreie Gesäßfalte vermindert nach sowohl nach unserer persönlichen Erfahrung als auch nach großen Metaanalysen das Risiko von Heilungsstörungen und Rückfällen nach Operationen. Viele vermeintliche Rückfälle sind in Wahrheit schlecht verheilte Operationsnarben (Typ IV Fisteln), die sich durch konsequente Haarentfernung in der frühen Phase nach einer Operation hätten vermeiden lassen. Das Eindringen loser Haare aus anderen Körperregionen lässt sich am ehesten durch Abdeckung mit einem geschlossenen Verband erreichen.
Verfahren, die lediglich den sichtbaren Haaranteil, den Haarschaft, entfernen (Rasur, Enthaarungscreme) nennt man Depilation. Sie halten etwa 2 Wochen vor und können die Haarwurzel in der Tiefe und damit das Risiko eines echten Rezidivs naturgemäß nicht beeinflussen. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Annahme verändert die Depilation die Wachstumsrate nicht, rasierte Haare wachsen also nicht schneller oder dicker nach.
Bei der echten Epilation wird der Haarbulbus mit entfernt und damit ein Effekt für mindestens 6-8 Wochen erreicht wie bei Zupfen, Waxing, Sugering. Bei Laser, IPL und Elektroepilation wird zusätzlich die Wachstumszone (Germinativzone) inaktiviert und dadurch ein dauerhafter Effekt erzielt.
Die WHO-Empfehlung von 2016 sagt: „Von einer Rasur wird zu jeder Zeit, ob präoperativ oder im Operationssaal, dringend abgeraten.“ – Bei einem gesunden Menschen sehen wir das genauso: Es gibt keinen medizinischen Grund in irgendeiner Körperregion zu rasieren.
Vor der Operation eine Steißbeinfistel, und da am besten schon bei der Planung, halten wir die Rasur aber für unabdingbar. Warum? Gerade bei dicht behaarten Patienten wird man das wahre Ausmaß der Steißbeinfistel und die Zahl und Lokalisation der Pits nur im rasierten Zustand beurteilen können. Wir verwenden dazu konventionelle Rasierer. Damit können wir auch in der Tiefe der Gesäßfalte und in Verbindung mit Octenisept als Desinfektionsmittel direkt an der Wunde rasieren, ohne dabei abgeschnittene Haarfragmente über die Wunde zu verteilen.
Für die bei uns fast immer als ersten Schritt der Operation durchgeführte Laser-Epilation müssen die Haare exakt auf Hautniveau abgeschnitten werden, damit es nicht zu oberflächlichen Verbrennungen der Haut kommt.
Bei anderen Operationen und in anderen Körperregionen mag
Nach der Operation einer Steißbeinfistel sehen wir die Rasur der Umgebung der Wunde ebenfalls als essentiell an. 90 % aller Probleme werden von einer mechanischen Irritation der Wunde durch die Haare der Umgebung verursacht.
Wir raten daher zur Rasur, bis die Wunde geschlossen und die Narbe stabil ist. In der frühen Phase der Wundheilung ist das Narbengewebe noch weich und verletzlich, sodass sich Haare wieder einspießen können.
Am leichtesten gelingt die Rasur mit den einfachen Einweg – Rasierern (“Krankenhausrasierer“, z.B. von Wilkinson®) nach Einsprühen mit einem alkoholfreien Antiseptikum (z.B. Octenisept®). Die visköse Konsistenz dieses Mittels sorgt dafür, daß der Rasierer mühelos über die Haut gleitet und die abrasierten Stoppeln nicht in die Wunde fallen. Die antiseptische Wirkung beugt Hautirritationen vor. In schwer zugänglichen Regionen kann ein Bikinizone-Rasierer hilfreich sein. Die Verwendung von Clippern oder Bartschneidern sollte auch funktionieren. Besonders zu den Präzisionstrimmern wie z.B. von Braun oder Beurer habe ich positive Rückmeldungen von Patienten bekommen.
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Beim herkömmlichen Epilieren werden die Haare mit einem rotierenden Pinzettensystem (z.B. Braun Silk-épil, Philips SatinPerfect), ausgerissen. Dieser Effekt läßt sich auch mit erhitzten Wachs-Streifen oder einer leicht ankaramelisierten Paste aus Zucker, Wasser und Zitronensaft (Sugering) erreichen. Letzteres gilt als besonders natürliche und schonende Methode.
Durch dem Zug am Haar reißt das Haar knapp oberhalb der Haarwurzel ab, die Wurzel und die Wachstumszone werden nicht mit entfernt. Äußerlich besteht zwar für einige Wochen Haarfreiheit, das Haar wird aber immer wieder nachwachsen.
Diese Epilations-Technik eignet sich hauptsächlich für die kosmetische Haarentfernung. Es scheint mir unwahrscheinlich, dass dadurch die Bildung einer Steißbeinfistel verhindert werden kann. Im Gegensatz dazu ist für die Nachbehandlung nach Radikaloperation vielleicht auch die Epilation ein Mittel zu verhindern, dass die Haare von der Seite in die noch offene Operationswunde einwachsen.
Die Depilation mit Enthaarungscreme ist eine weitverbreitete und schmerzlose Möglichkeit der vorübergehenden Haarentfernung, die weniger unangenehme Stoppeln produziert als die Rasur. Sie beruht auf der Spaltung von Disulfid-Brücken im und am Haar durch Thioglycolate. Die Haarschäfte lösen sich damit bis etwa 1 – 2 mm unter die Haut. Scharfe Stoppeln wie beim Rasieren werden vermieden.
Die im Handel erhältlichen Präparate unterscheiden sich im wesentlichen durch die Wirkstoffkonzentration und Trägersubstanz, Pflegestoffe sowie Duft- und Konservierungsstoffe. Im Bereich der Gesäßfalte würde man auf explizit für den Intimbereich zugelassene Produkte zurückgreifen.
Die Creme wird aufgetragen und für etwa 10-15 Minuten belassen, bis sie wieder abgewaschen oder mit einem Schaber abgekratz wird. Dabei fallen die Haare aus. Es empfiehlt sich die Testung eines Präparats an einer weniger empfindlichen Stelle, bevor man sensible Areale wie die Gesäßfalte damit behandelt.
Damit vermeidet man Hautreizungen, die im Extremfall zu Wunden wie bei einer Verbrennung oder Schürfung gehen können. Die Verwendung von Haarentfernungs-Creme sollte man nicht mit Waxen oder mechanischem Epilieren kombinieren, da diese Methoden die Haut empfindlicher machen.
Auch die beste Operationstechnik kann keine 100-prozentige Erfolgsrate garantieren. Wenn nach einem Eingriff erneut eine Fistel auftritt, sind entweder neue „pits” entstanden oder Haare haben sich die weniger stabilen Narbenanteile gebohrt. Diesem Problem kann man vorbeugen, wenn man die Haarwurzeln im kritischen Bereich durch Licht Energie dauerhaft inaktiviert. Eine neuere Studie zeigte eine Halbierung der Rezidivrate nach Operation von 19.7 % auf 9,3 % nach Laser Haarentfernung.
Diese Methoden gelten nach der amerikanischen FDA als die einzige Technik einer wahrhaft dauerhaften Haarentfernung. Zu den Risiken gehört die Infektion des Haarfollikels. Wie bei der Laserepilation müssen wiederholte Behandlungen erfolgen.
Diese Behandlung setzt eine profunde Ausbildung und Erfahrung voraus und ist nicht flächendeckend verfügbar. Zudem finden sich – zu Recht – keine Therapeuten, die für das von der gesetzlichen Krankenversicherung über die EBM Ziffer 10340 (Epilation durch Elektrokoagulation) angebotene Honorar von 6,45 € tätig werden
Auf der Webseite des Berufsverbandes können Sie nachsehen, ob in Ihrer Region ein Therapeut diese Technik anbietet. Vorteile hat sie vor allem bei sehr hellen und/oder zarten Haaren, die auf die Laserbehandlung nicht optimal ansprechen.
Fazit: Wirksame Methode zur Haarreduktion, abhängig von Verfügbarkeit, Selbstzahlerleistung.
Wunde? Erst mal desinfizieren, das lernen wir schon als Kinder. Es ist weniger bekannt, dass Desinfektionsmittel und Antiseptika nicht nur Bakterien abtöten, sondern auch die normale Hautflora, die Leukozyten und die Fibroblasten, die an der Wundheilung beteiligt sind, schädigen. Daher gibt es für die Desinfektion ohne Wunde oder bei einer normalen Wundheilung keinen guten Grund. Eine Kolonisation, d. h. Besiedelung, mit Bakterien ist in der Region der Gesäßfalte und des Anus ohnehin unvermeidlich und auch nicht schädlich. Nur bei einer Infektion, also dem krankmachenden Bakterienwachstum in der Wunde, können Antiseptika im begründeten Einzelfall sinnvoll sein. Die Hautflora wird heute besser als Mikrobiom bezeichnet. Der Begriff „Flora“ bezeichnet nach der römischen Göttin der Blumen und der Jugend das Pflanzenreich, zu dem die Bakterien nicht gehören.
„Täglich (mehrmals) die Wunde gründlich ausduschen“. – Das ist die am häufigsten berichtete Empfehlung zur Wundversorgung. Was sagt die Wissenschaft?
Eine Cochrane-Analyse von 2012 waren verschiedene Arten der Wundspülung (Leitungswasser vs. abgekochtes Wasser vs. Kochsalzlösung vs. keine Spülung) gleichwertig.
Das Robert Koch – Institut (RKI) nimmt dennoch wie folgt Stellung: „Jede Spülflüssigkeit muss steril sein. Leitungswasser ist nicht frei von Mikroorganismen. Zum Spülen von Wunden dürfen nur sterile Lösungen verwendet werden.“
Was das RKI sagt, ist Gesetz.
Dennoch meine ich, diese Stellungnahmen kommentieren zu können:
Wasserqualität verbessern: Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) sagt zum Thema Leitungswasser: „Bei Verwendung endständiger Sterilfilter am Wasserauslass kann Trinkwasser … die nötige mikrobiologische Reinheit erreichen. Allerdings sollten diese Filter täglich gewechselt werden,…“.
Geeignete Filter gibt es als Einwegprodukte oder im Mietsystem mit inkludierter Aufbereitung. Am besten eignet sich ein endständiges System als Handstück an der Dusche. Damit scheint mir eine empfehlungskonforme und praktikable Lösung verfügbar.
Man muß nicht die Wunde „kärchern“. Ein – bis zweimal täglich würden wir aber empfehlen, Sekretreste, lose Haare und abgeschilferte Hornschuppen der Haut in der Gesäßfalte abzuduschen.
Das Steißbein ist mitnichten ein nutzloser Fortsatz der Beckenknochen. Zahlreiche Bänder und Muskeln setzen hier an. Fehlhaltungen führen zwar nicht unbedingt zur Steißbeinfistel, aber zu Schmerzen beim Sitzen. Geeignete Sitzkissen führen zu einer Umverteilung der Gewichtsbelastung und können solche Schmerzen lindern.
In der Nachbehandlung nach Steißbeinfistel OP kann ein solches Kissen das Sitzen erleichtern.
Ein Block Kernseife gehörte früher in jeden Haushalt. Und viele können sich noch daran erinnern, dass unsere Großmütter ein Bad in heißer Seifenlauge als Allheilmittel bei Entzündungen priesen.
Seife ist chemisch das Natriumsalz von Fettsäuren. Manche Markennamen (Palmolive®) erinnern an die verwendeten Fette Palm- und Olivenöl. Der Seifenkern wird bei der Kernseife durch Zugabe von Kochsalz zu einer Seifenlösung abgeschieden.
Kernseife ist alkalisch und weist eine gute Reinigungsleistung auf. Allerdings greift dieser pH-Wert den Säureschutzmantel der Haut an. Vorteil der Kernseife ist, frei von Duft- und Farbstoffen zu sein und damit vielleicht weniger Allergien auszulösen.
Therapeutische Wirksamkeit nicht bewiesen: Eine Recherche in der medizinischen Datenbank PubMed ergab keine Belege, dass Kernseife heilend wirkt.
Es finden sich nur sporadische, unbewiesene Empfehlungen. In der Vorbeugung von Wundinfektionen nach Verletzung erwies sich Kochsalzlösung überlegen einer Waschung mit Seife.
Fazit: Das nostalgische Kernseife – Bad kann auf wissenschaftlicher Basis nicht empfohlen werden
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