Steißbeinfistel Bilder – Unterschiede in Form und Schweregrad

Smartphone statt Wartezimmer

Wie sieht eine Steißbeinfistel aus? Für die erste Orientierung brauchen Sie keinen Arzttermin – oft reicht schon ein Blick und der Vergleich mit unseren Bildern. Unsere Galerie beleuchtet alle Variationen dieses wenig bekannten Krankheitsbildes: Von kaum erkennbaren, winzigen Hautöffnungen (Pits) bis zu deutlich tastbaren, knorpelartigen Fistelsträngen. So können Sie Ihr eigenes Foto oder Ihren Befund leichter einordnen und typische Merkmale erkennen. Die Reihenfolge der Bilder folgt unserer eigenen München-Klassifikation, die optimal auf unsere Operationsmethoden abgestimmt ist. Eine einheitliche, weltweit anerkannte medizinische Einteilung existiert bisher nicht.

Bitte beachten: Authentische und detaillierte Darstellungen 

Da die Bilder detaillierte Darstellungen medizinischer Zustände zeigen, möchten wir darauf hinweisen, dass sie ggf. als belastend oder verstörend empfunden werden könnten. Ziel dieser Darstellungen ist es, eine möglichst genaue Information zum Krankheitsbild Sinus pilonidalis bereitzustellen. Beachten Sie bitte, dass sie lediglich der Orientierung dienen und keinen Ersatz für eine ärztliche Diagnose darstellen. 

Die Entscheidung, die Bilder anzusehen, liegt im eigenen Ermessen des Nutzers. Wir übernehmen keine Verantwortung für mögliche Unannehmlichkeiten oder Belastungen, die durch das Betrachten dieser Bilder entstehen könnten. 

Akut abszedierende Form des Sinus Pilonidalis - Steißbeinabszess

Wenn sich über Nacht ein unerträglicher Schmerz entwickelt: Die Steißbeinfistel besteht meist schon lange, bevor sie durch einen Abszess auffällig wird. Auslöser eines Abszesses ist oft längeres Sitzen oder mechanische Belastung, wie:

  • bei einem Langstreckenflug
  • nach langen Autofahrten
  • in der Vorbereitung auf eine Prüfung
  • Training wie Situps oder Bankdrücken

Manchmal sieht auch der Arzt auf den ersten Blick nicht viel. Bei diesen Alarmzeichen ist ein Abszess sehr wahrscheinlich:

  • Zunehmende Schmerzen
  • sichtbare Beule
  • tastbare Verhärtung
  • Rötung
  • Asymmetrie der Gesäßfalte
  • Auffällig glatte Haut
  • Ist der Abszess aufgegangen, entleert sich Eiter

Klinisches Bild

Sonographisches Bild (Ultraschall)

Kleiner, kugeliger Pilonidalabszeß
6 cm durchmessender Abszess im Ultraschallbild

Pilonidal-Abszess: Behandlung

In akuten Fällen sollte die Fistel nicht sofort entfernt werden – das empfehlen die aktuellen Leitlinien von 2020. Durch die entzündliche Reaktion der Umgebung würde sonst oft zu viel Gewebe mit entfernt werden. Außerdem besteht bei starker Schwellung das Risiko, dass einzelne Pits übersehen werden.

Um die beste Stelle für die Abszesseröffnung zu finden, sind Ultraschall und der Tastbefund hilfreich – eine „weiche Delle“ im Bereich der Schwellung zeigt häufig den idealen Punkt an. Ein kleiner Schnitt oder eine Punktion schaffen dann schnelle Entlastung: Der Eiter fließt ab, und die Schmerzen klingen sind Vergangenheit.

In weniger schweren Fällen kann eine Antibiotikabehandlung manchmal ausreichen.

Chronisch-fistelnde Form des Sinus Pilonidalis

Typen I - III: Noch keine Voroperation

Typ I A: Kurze Fistel ≤ 2 cm und maximal 3 Primäröffnungen (Pits)

Die kleine, unkomplizierte Steißbeinfistel

Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ I A

Die kleine Fistel unter 2 cm Länge und mit maximal 3 Pits ist manchmal nicht auf den ersten Blick zu finden.

In Kennnis des schmerzhaften Punktes läßt sich die Diagnose mit dem Ultraschall meist sicher stellen.

Behandlung der 1. Wahl: Sinusektomie

Vollständige, sparsame Auslösung mit dem Radiofrequenz-Skalpell oder dem blauen 470 nm Laser

Alternative: Klassisches Pit Picking

Pit Picking und Säuberung der Fistelhöhle von Haaren und Hautschuppen (Debridment)

Typ I B: Lange Fistel > 2 cm und und maximal 3 Primäröffnungen (Pits)

Die lange, einfache Steißbeinfistel

Steißbeinfistel Bilder: Schema Typ I B Fistel
Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ I B

Diesen Fisteltyp sehen wir in unserer Praxis am häufigsten.

Eine Ausdehnung über 10 cm und länger ist möglich. Ursächliche Pits sind oft weit unten in der Gesäßfalte und nur nach Rasur und Betrachtung mit der Lupenbrille zu erkennen.

1. Wahl: Sinusektomie

Bei diesem Fisteltyp läßt sich über kleine Schnitte der  Fistelschlauch auslösen und die darüberliegende Haut schonen. Ergebnis: Kleinere Narben und schnellere Heilung

Alternative: Pit Picking und SiLaC

Bei den Fisteln länger als 4 – 5 cm kann die Verwendung der radial abstrahlenden Lasersonde (SiLaC / FiLaC®) zur Verödung der Fistel eine schonende Alternative sein mit kürzerer Rekonvaleszenz und etwas geringerer Erfolgsrate von 75 – 80 %.

Typ II A: Lange Fistel > 2 cm und und ≥ 4 Primäröffnungen (Pits)

Die lange, komplexe Steißbeinfistel

Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ II A

Durchschnittlich 4 – 5 cm lang, finden sich bei diesen Fisteln auch zahlreiche oder eng benachbarte Pits. Oft ist das bei mit Limberg Plastik voroperierten Patienten der Fall. Pits seitlich der Mittellinie (off-midline pits) lassen an eine Akne inversa denken.

1. Wahl: Sinusektomie

Nachdem diese Fisteln oft sehr vernarbt sind, bietet oft nur die Sinusektomie optimale Heilungschancen. Zugang ist ein kleiner Schnitt am oberen Ende der Fistel oder die knappe Ausschneidung des „Pickels“. Die Pits können mit 2 – 3 mm ausgestanzt oder mit Laser vaporisiert werden. Die Stabilität der Gesäßfalte bleibt im Idealfall  erhalten. 

Alternative: Pit Picking und SiLaC

Bei langen, schlanken Fistelgängen kann die Laser-Verödung eine sinnvolle Alternative sein. 

 

Typ II B: Lange Fistel mit Blindsack über der unteren Wirbelsäule

Die flache, großvolumige Steißbeinfistel (Typ IV nach Tezel)

Bild einer Steißbeinfistel mit großem Blindsack
Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ IIB

Äußerlich ist die Ausdehnung dieser Fistelart oft nicht offensichtlich. Ultraschall Bilder sind bei der Typ II B Steißbeinfistel also besonders wichtig. Mit guter Planung lassen sich unliebsame Überraschungen beim Eingriff vermeiden.

1. Wahl: Laser – Sinusektomie, ggf. endoskopisch assistiert
Viele Chirurgen sind der Überzeugung, dass eine solche Fistel nur radikal zu behandeln ist. Wir sehen das anders. Mit dem Dios Blue Laser, endoskopischer Visualisierung und Erfahrung gelingt die Entfernung über seitliche Zugänge von etwa 2 – 3 cm.

Alternative: komplette Ausschneidung und Rekonstruktion nach Karydakis

Typ III: Sekundäre Fistel nach Sakralgrübchen

Die aus einer angeborenen Einziehung der Haut über der Steißbeinspitze entstandene Fistel

Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ III

5 % aller Neugeborenen haben eine Einziehung der Haut über der Steißbeinspitze (Sakralgrübchen, engl. sacral dimple). Nur < 0,1 % dieser Kinder entwickeln sekundär eine Fistel, wenn sich Haare in die Tiefe des Hauttrichters bohren. Spinale Fehlbildungen sind extrem selten (Kucera, Wilson). Bei Ausdehnung zur Analregion kann man eine Typ III Steißbeinfistel gelegentlich mit Analfisteln verwechseln.

1. Sinusektomie

Nachdem diese Fisteln oft sehr vernarbt sind mit einem tastbar verhärteten Strang und Einziehung der Haut, bietet nur die Sinusektomie gute Heilungschancen.

Von Radikaloperationen oder FiLaC/SiLaC würden wir bei diesen Fisteln abraten. In dem Bereich zwischen Steißbeinspitze und Anus ist die Wundheilung oft besonders mühsam und langwierig.

Typ IV: Rückfall - Rezidiv nach Voroperation

Wenn die Fistel wieder da ist: Das echte Rezidiv, also die erneute Entstehung eines Pilonidalsinus vom Pit bis zur voll ausgebildeten Fistel, ist möglich, aber selten. Die Typen I – III unserer Einteilung spielen daher beim Rezidiv seltener eine Rolle.

Unsere Steißbeinfistel Bildergalerie zeigt daher die häufigen Fisteln der Gruppe IV. Die Wunde ist entweder nie komplett abgeheilt oder es ist nach vermeintlicher Heilung erneut zu Schmerzen oder Öffnungen gekommen. Die Keimzelle für diese wiederkehrenden Symptome sind oft schon im Verlauf der Wundheilung eingelagerte Haare.

Das "echte" Rezidiv ...

… ist selten!

Wikipedia schreibt: „Ein Rezidiv (lat. recidere „zurückfallen“) ist das Wiederauftreten („Rückfall“) einer Krankheit oder psychischen Störung.“

Ein Wiederauftreten setzt voraus, dass die Krankheit zuvor geheilt war. Der Krankheitsprozess läuft also beim echten Rezidiv von Anfang bis Ende erneut ab.

Es ist grundsätzlich möglich, dass sich erneute Pits als Ursache von einer Steißbeinfistel bilden.  

Meistens handelt es sich beim Rezidiv entweder um eine fortbestehende Fistel bei unvollständiger Entfernung des Fistelgangs oder übersehenen „pits“  oder um eine schlecht verheilte Operationswunde („Pseudorezidiv“ Typ IV unserer Klassifikation).

Bild einer erneut aufgetretenen Steißbeinfistel
Rezidiv, ausgehend von einem höchst unscheinbaren pit unterhalb der alten Narbe. Die blau gekennzeichnete Hautverfärbung verursacht durch eine Allergie auf Jodsalbe, ähnliche Hautveränderungen fanden sich auch am Rücken
Bild einer minimal-invasiv entfernten Steißbeinfistel (pit-picking)
Entfernter Fistelgang, der Pfeil zeigt auf die ursächliche Primäröffnung (Pit), der kleine Partikel daneben ist der beim Pit Picking ausgestanzte Kanal

Typ IVa: Röhrenförmiges (tubuläres) Pseudo-Rezidiv

Wenn sich Haare unten in die Narbe einspießen…

Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ IV A

Diese Form der Fistel kann nach allen Arten einer Voroperation auftreten. Ursache ist fast immer das Einwachsen von Haaren vom unteren Wundpol. Erst später erscheint am Oberrand wieder eine Öffnung, wenn sich die Entzündung unter der Narbe durchgearbeitet hat. 

1. Laser – Verödung (SiLaC): Im Frühstadium können Ausschaben des Fistelgangs und die Laser-Verödung ausreichen. Die Laserepilation gehört in dieser Situation unbedingt zum Behandlungskonzept.

2. Sinusektomie

Die Ausschälung des Fistelgangs über die vorhandenen Öffnungen mit Radiofrequenz-Skalpell oder Laser ist in vielen Fällen eine zielführende Behandlung.

3. Ausschneidung und Karydakis Plastik

Alternativ empfehlen wir den asymmetrischen Verschluß nach Karydakis.

Typ IVb: Spindelförmiges oder ovales Pseudo-Rezidiv

Wenn nachwachsende oder lose Haare die Heilung verhindern…

Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ IV B
Schemazeichnung Steißbeinfistel Typ IV B

Diese Form der Fistel kommt vor allem nach der spindelförmigen Ausschneidung mit offener Wundbehandlung vor. Ursache ist das Einwachsen von Haaren aus der Umgebung der Wunde. Abgebrochene Haare sammeln sich unter der Haut.

Der mechanische Reiz verhindert eine dauerhafte Heilung. Meist schließt sich die Wunde immer wieder, reißt aber bei jeder Gelegenheit erneut auf. Körperliche Schonung kann daran nichts ändern.

1. Sparsames Ausschälen der Hypergranulationen („wildes Fleisch“) unter Mitnahme der eingeschlossenen Haare mit dem Dios Blue Laser. Die engmaschige Rasur in der Nachbehandlung und Laserepilation sichern das Behandlungsergebnis.

2. Ausschneidung und Karydakis Plastik

Alternativ empfehlen wir den asymmetrischen Verschluß nach Karydakis.

Steißbeinfistel und Krebs - Kann ein Sinus pilonidalis bösartig werden?

Sehr selten, aber lebensgefährlich…

Ein Sinus pilonidalis kann in sehr seltenen Fällen bösartig werden, wobei weltweit weniger als 200 Fälle in den letzten 100 Jahren publiziert wurden. In den meisten dieser Fälle handelt es sich eher um einen primären Tumor, der wie eine Fistel aussieht, anstatt dass eine Steißbeinfistel selbst entartet. Die häufigste Form des malignen Tumors im Zusammenhang mit einem Sinus pilonidalis ist ein Plattenepithelkarzinom. In unserer Praxis haben wir in den letzten 10 Jahren zwei solcher Fälle beobachtet. 

Tumor der wie Steißbeinfistel aussieht
Vermeintliches Sinus pilonidalis Rezidiv nach Radikaloperation

Dieses vermeintliche Rezidiv entsprach bei der Untersuchung einem Plattenepithelkarzinom.

Plattenepithelkarzinom der Rima ani

Diese „nicht heilende Wunde“ entstand nach auswärtiger Abszess-Spaltung! Histologie Plattenepithelkarzinom.

Heilungsverlauf (vorher - nachher - Steißbeinfistel Bilder)

Zuletzt zeigen wir noch Steißbeinfistel Bilder vom Verlauf einer Behandlung. Im Grunde ist jeder „Fall“ ein Einzelfall, sodass Vorgehen und Behandlungsergebnis nicht ohne weiteres auf zukünftige Behandlungen übertragbar sind. Sie können aber sehen, dass sehr gute Behandlungserfolge ohne Radikaloperation möglich sind.

Patient 26 Jahre, keine Voroperation, Typ I A Fistel

Steißbeinfistel Typ I A
Steißbeinfistel Typ I A, tiefer, solitärer Pit, 2 cm lange, vernarbte Fistel. Sinusektomie durchgeführt.
Steißbeinfistel Typ I A, glatte, stabile Narbe
Steißbeinfistel Typ I A, glatte, stabile Narbe bei Behandlungsabschluß.

Patientin 30 Jahre, keine Voroperation, Typ II A Fistel

Steißbeinfistel mit zehlreichen Primäröffnungen
Typ II A Fistel, vor der Operation
Bild nach Pit Picking Operation
Bei Pit Pickiing Operation entfernte Fistel

Patient 37 Jahre, Typ I B Fistel als Mischform zur Akne inversa

Akne inversa
Vorstellung bei akuten Schmerzen mit diffuser Entzündung der Weichteile
Rückgang der Entzündung nach Antibiotika - Behandlung 2 Wochen
1 Woche nach operativer Entfernung mit Karydakis - Plastik, noch deutliche. Schwellung (Serom)
2 Wochen nach der Operation, Schwellung weitgehend abgeklungen, Narbe stabil

Patientin 26 Jahre, Typ I B Fistel mit 2 Pits, Erstvorstellung mit Abszess

Akuter Pilonidalabszess, starke Schmerzen seit 2 Tagen
Entzündungsfreier Zustand 2 Wochen nach Abszesspunktion
Bild vom Behandlungsverlauf Situation nach Pit Picking und Sinusektomie
Wunden nach Pit Picking und Sinusektomie
Bild der entfernten Fistel
Bild der entfernten Fistel. Links unten im Bild war zunächst ein kleiner Rest verblieben, der dann als zweites Fragment ertfernt wurde. Deutlich sichtbar die eingeschlossenen Haare

Patient 38 Jahre, langjährig bekannte Fistel Typ II A

Bild einer lange bestehenden Steißbeinfistel
Steißbeinfistel Typ II A, zahlreiche Öffnungen, starke Vernarbung nach jahrelangem Verlauf
Bild einer verheilten Steißbeinfistel
Ausheilungsergebnis nach Sinusektomie und 3 x Laserepilation

Patient 24 Jahre, keine Voroperation, Typ II A und III kombiniert

Foto von 2 unabhängigen Steißbeinfistel beim gleichen Patienten
Doppel-Fistel Typ IIA und Typ III
Wunden nach Steißbeinfistel OP stabil verheilt.
Ausheilungszustand nach Pit Picking und Sinusektomie. Bild nach Rasur, keine Laserepilation bislang

Patient 23 Jahre, Typ IV B Fistel, Erstvorstellung mit nicht heilender Wunde

Eitrige, nicht heilende Wunde nach konventioneller Radikaloperation
Abschluß der Wundheilung nach Laser OP
Stabil ausgeheilter Zustand nach Fistulektomie und 6 x Laserbehandlung

Patient 35 Jahre, Typ IV B Fistel, zuvor 3 Operationen in 10 Jahren, Wunde nie verheilt

Steißbeinfistel Wunde heilt nicht
Stabil ausgeheilter Zustand nach Fistulektomie und 6 x Laserbehandlung
Steißbeinfistel geheilt
Stabil ausgeheilter Zustand nach Fistulektomie und 6 x Laserbehandlung

Patient 23 Jahre, Typ IV A Fistel, 3 radikale Voroperationen

Steißbeinfistel Rückfall
Typ IV A Fistel - langer, schmaler Fistelgang mit spindelförmiger Eintrittspforte
Sinus pilonidalis Typ IV A nach minimal-invasiver Operation
Typ IV A Fistel - Nach Sinusektomie mit Eversionsnaht der unteren Wunde

Patient 35 Jahre, Typ IV B Fistel, zuvor 3 Operationen in 10 Jahren, Wunde nie verheilt

Sinus pilonidalis Typ II A vor minimal-invasiver Operation
Typ II A Fistel - Langer Fistelgang mit vielen Primäröffnungen und zwei Sekundäröffnungen
Sinus pilonidalis Typ II A nach minimal-invasiver Operation
Typ II A Fistel - Nach Sinusektomie, auflösbare Tamponade in der oberen Wunde sichtbar

Patient 17 Jahre, Rezidiv nach Limberg Plastik

Limberg Plastik nach OP, Wunde genäht
Limberg Plastik postoperativ, mit liegender Drainage, Naht in der Mittellinie
Erneute Eiterung aus der Narbe
Limberg Plastik mit Typ IV a Rezidiv und eitriger Sekretion
Wunde verheilt nach OP und Laser
Limberg Plastik Ausheilung nach Fistulektomie und 4 x Laserepilation

Patientin 28 Jahre, Doppelfistel

Bild nach Entfernung von zwei unabhängigen Fisteln nach links und rechts

Patient 25 Jahre, Typ II A Fistel

Steißbeinfistel vor Operation
Typ II A Ausgangsbefund
Typ II A Abschlußbefund
Typ II A Abschlußbefund

Patient 19 Jahre, Typ II A Fistel

Viele kleine Löcher über dem Steißbein
Typ II A Fistel, Vor der Operation
Typ II A Fistel mit zahlreichen Pits, nach Pit Picking und Sinusektomie

Verwandte Entzündungen über dem Steißbein, aber keine Steißbeinfistel

Nicht jede Wunde oder jede Entzündung in der Pofalte ist eine Steißbeinfistel. Nach so vielen Sinus pilonidalis Bildern folgen nun noch Abbildungen einiger wichtiger Differenzialdiagnosen.

Rhagade der Rima ani (Pofalte) – oberflächliche Einrisse

Als Raghade bezeichnet man eine Wunde, die wie ein Riss oder wie eine Schnittwunde aussieht. Sie betrifft stets nur die oberflächlichste Schicht der Haut, die Epidermis. 

Bei Patienten, die bereits eine Operation nach der “Metzger” Methode hinter sich haben, ist die Ursache wahrscheinlich eine mangelnde Stabilität einer unelastischen Narbe gegenüber den starken Scherkräften. 

Aber auch bei Patienten, die noch nie operiert wurden, kommen solche Raghaden vor. Am häufigsten handelt es sich dann um eine begrenzte Form der Schuppenflechte (Psoriasis). Rhagaden können zu einer meist geringen Absonderung von gelblichem Sekret (Fibrin) führen, so dass man irrtümlich eine eiternde Fistel vermutet. 

Die Behandlung ist konservativ. In akuten Phasen helfen cortisonhaltige und antibakterielle Cremes (z.B. Fucicort®) 

Infiziertes Atherom (Grützbeutel) – entzündete Talgdrüse

Ein Atherom ist eine zystische Ansammlung eines pastösen Sekrets, das durch eine verstopfte Talgdrüse der Haut entsteht. Oft bleibt es über lange Zeit symptomfrei, kann sich jedoch plötzlich und ohne erkennbaren Grund entzünden. 

Im entzündeten Zustand entwickelt sich häufig eine ausgeprägte Umgebungsreaktion, die in ihrer Größe deutlich über die eigentliche Zyste hinausgeht. Zentral in dieser Schwellung kann sich ein eitergefüllter Bereich, ähnlich einem Pickel, bilden. Im Gegensatz zu Steißbeinfisteln fehlen bei Atheromen typischerweise die für Fisteln charakteristischen “Pits” in der Mittellinie. 

Auch entzündete Atherome lassen sich über relativ kleine Schnitte operativ entfernen. Im Vergleich zur Steißbeinfistel ist die Rückfallwahrscheinlichkeit bei Atheromen geringer, insbesondere wenn die Zyste vollständig mitsamt ihrer Kapsel entfernt wird. 

Atherom Bilder
Ausgeprägte Entzündung bei Atherom

Akne inversa (Hidradenitis suppurativa)

Akne inversa (früher als Hidradenitis suppurativa bezeichnet) ist eine chronisch-fistelnde Hauterkrankung, die bevorzugt in den Achselhöhlen, Leisten, der perianalen Region und den Hautfalten unter der weiblichen Brust auftritt. 

Die Prävalenz liegt zwischen 0,05 % und 4,1 %. Im Durchschnitt vergehen etwa 7,1 Jahre von den ersten Symptomen bis zur endgültigen Diagnose. Die Erkrankung beginnt mit einer Entzündung der Haarfollikel durch Lymphozyten. Dies führt im Verlauf zum Verlust der Talgdrüsen und einer Verstopfung des Haarfollikels. Letztlich platzt der Follikel (Follikelruptur), und sein Inhalt dringt ins umliegende Unterhautgewebe ein. 

Die Entzündung breitet sich dann diffus aus und zerstört das Gewebe, ohne sich an anatomische Grenzen zu halten. Dadurch entsteht das typische klinische Bild: zahlreiche Fistelöffnungen in verschiedenen Stadien der Vernarbung, konfluierende Fisteln und fortschreitende Gewebszerstörung. Bei betroffenen Patienten finden sich erhöhte Entzündungshormone wie Interleukin-1 (IL-1) und Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) im Gewebe. Es gibt eine genetische Veranlagung für Akne inversa, bei der eine Fehlregulation der Immunantwort vermutet wird. In der Praxis zeigt sich eine auffällige Assoziation mit dem Rauchen: 99 % der Patienten, die in meiner Praxis behandelt wurden, sind Raucher. Eine vollständige Heilung dieser systemischen Erkrankung ist nur durch den Verzicht auf das Rauchen möglich. 

Die chirurgische Behandlung kann zwar bestehende Entzündungsherde entfernen und Abszesse entlasten, verhindert jedoch keine Rezidive. Neue Therapieansätze umfassen Laserbehandlungen, die LAIGHT-Therapie, die von der Universität Mainz untersucht wurde, und die Laserablation. In vielen Fällen lässt sich eine konventionelle chirurgische Ausschneidung nicht vermeiden, um die fortschreitende Gewebsschädigung zu kontrollieren. Bilder von Akne inversa zeigen charakteristische Vernarbungen, laterale Fistelöffnungen und komplexe Fisteln, die die typische Erscheinung der Erkrankung verdeutlichen.  

Mischform einer Steißbeinfistel mit der Akne inversa (beachte seitliche "off midline" Pits, Vernarbung)
Schwere Akne inversa Hurley III mit ausgeprägten Narbenzügen und zahlreichen, seitlichen Öffnungen
Differenzialdiagnose zur Steißbeinfistel bei Juckreiz
Lichen ruber planus der Gesäßfalte

Lichen (ruber) planus

Beim Lichen ruber planus handelt es sich um eine Autoimmun-Erkrankung der Haut und manchmal auch der Schleimhäute (Prävalenz 0,5 %). Charakteristisch ist die Entstehung von leicht erhabenen Hautausschlägen aus sich vereinigenden Einzelläsionen (Papeln). Auf der Oberfläche sieht man netzartige, weißliche Auflagerungen, die sogenannten Wickham’schen Streifen. 

Die Ursache ist immer noch ungeklärt, manchmal besteht ein Zusammenhang mit Lebererkrankungen und Stress.  Oft besteht ein ausgeprägter Juckreiz. Bei 90 % Patienten heilt die Erkrankung innerhalb von 2 Jahren aus. Therapeutisch werden Cortison und andere Immunmodulatoren (Protopic®) verwendet, manchmal auch Antihistaminika der ersten Generation. Bei einem Teil der Patienten wirkt die einmal wöchentliche Gabe von Enoxaparin (einem Heparin-ähnlichen Medikament, welches für die Thrombosevorbeugung genutzt wird). 

Analfistel

Eine Steißbeinfistel findet praktisch nie Anschluß zum Analkanal oder Darm. Eine Analfistel ist also eine grundsätzlich andere Erkrankung mit anderen Anforderungen an Diagnostik und Therapie. Hier finden Sie Informationen zur Analfistel und der Behandlung von Analfisteln. Eine Analfistel sollte in den meisten Fällen in einem ausgewiesenen Kompetenzzentrum behandelt werden.

Anhang: Medizinische Klassifikationen des Sinus Pilonidalis (englisch: PSD Pilonidal Sinus Disease)

1. Klinische Verlaufsformen (AWMF-S3-/AMBOSS-Standard)

Eine systematische Übersichtsarbeit identifizierte acht verschiedene Klassifikationssysteme, die vor allem aufs Anatomie und die Anzahl/Lokalisation der Pits/Sinustrakte abzielen. Die meisten Systeme wurden jedoch nicht valide oder reliabel evaluiert. Die gängige Einteilung nach klinischem Verlauf unterscheidet drei Formen:

  • Blande (asymptomatische) Form – ohne Entzündungszeichen und ohne Beschwerden. Der Arzt sieht diese Form nur, wenn er sie im Rahmen einer Untersuchung aus anderem Grund, z.B. Hautkrebsvorsorge, zufällig entdeckt.
  • Akut abszedierende Form – mit Schmerzen über dem Steißbein, Rötung und Schwellung. Diese Situation muß unmittelbar ärztlich behandelt werden durch Entlastung.
  • Chronisch-fistelnde Form – die Mehrzahl aller Fisteln, die man in der Praxis sieht, zeichnen sich durch  rezidivierende Sekretion und sichtbare Öffnungen aus. Sie sind meist schmerzlos, aber störend.

Diese dreiteilige Klassifikation entspricht den Empfehlungen in AWMF‑Leitlinie und AMBOSS.

2. Berlin- oder IPS-Klassifikation (International Pilonidal Society, 2017)

Die IPS-Klassifikation teilt Sinus pilonidalis in vier Klassen ein. Sie wurde im Rahmen der PITSTOP-Studie hinsichtlich Gesichtsgültigkeit (face validity), Übereinstimmung (interrater reliability) und prognostischer Relevanz geprüft. Die Zuordnung der verschiedenen Erscheinungsformen zur IPS-Kategorie zeigte in über einem Drittel der Fälle Übereinstimmung (Kappa etwa 0,52). Sie unterscheidet

  • Typ I: Öffnungen nur in der Mittellinie

  • Typ II: Öffnungen auch seitlich der Mittellinie

  • Typ III: Öffnungen auch unterhalb der Steißbeinspitze

  • Typ IV: Jede Rezidiv-Fistel

3. Klassifikation nach TEZEL

E. Tezel entwickelte 2007 eine Klassifikation der Sacrococcygeal-Pilonidalis-Krankheit basierend auf dem sogenannten “navicular area” – einem schiff‑förmigen anatomischen Bereich, der seitlich von den Rändern der Gesäßfalte begrenzt und nach unten vom Ende der Falte bis zum oberen Analbereich reicht. In seiner Klassifikation werden fünf Typen unterschieden:

  • Typ I: Asymptomatischer Sinus (nur ein oder wenige Pits, keine Symptome)
  • Typ II: Akuter Abszess
  • Typ III: Pits innerhalb der navicular area plus vorangegangener Abszess oder Drainage
  • Typ IV: Umfangreiche Erkrankung (ausgedehntere Sinus)
  • Typ V: Rezidivierende Erkrankung

Literatur

Beal EM, Lee MJ, Hind D, Wysocki AP, Yang F, Brown SR. A systematic review of classification systems for pilonidal sinus. Tech Coloproctol. 2019 May;23(5):435-443. doi: 10.1007/s10151-019-01988-x. Epub 2019 May 16. PMID: 31098861; PMCID: PMC6620258.

Doll D, Vassiliu P. Another pilonidal classification—PLLATIN. Pilonidal Sinus J [Internet]. 2018;4(1):1–3.

Lee MJ, Lee E, Bradburn M, Hind D, Strong EB, Din F, Wysocki AP, Lund J, Moffatt C, Morton J, Senapati A, Jones H, Brown SR; PITSTOP Management Group and the PITSTOP Validators. Classification and stratification in pilonidal sinus disease: findings from the PITSTOP cohort. Colorectal Dis. 2024 Apr 21;27(1):e16989. doi: 10.1111/codi.16989. Epub ahead of print. PMID: 38644667; PMCID: PMC11683182.

Tezel E. A new classification according to navicular area concept for sacrococcygeal pilonidal disease. Colorectal Dis [Internet]. 2007;9(6):575–6.