Steht die Abschlussprüfung kurz bevor und Sie sind noch nicht vorbereitet? Ist die wichtige Präsentation für den Chef noch nicht fertiggestellt? Haben Sie bereits hunderte Kilometer auf der Autobahn zurückgelegt oder kommen Sie gerade von einem Langstreckenflug und
Sie können vor Schmerzen kaum noch sitzen?
Diese Umstände könnten auf eine akute Steißbeinfistel, bekannt als Pilonidalabszess, hindeuten. Die Schmerzen können über Nacht so extrem werden, dass jede Aktivität zur Höllenqual wird.
Bei Schmerzen im Bereich des Steißbeins sollten Sie stets einen Steißbeinabszess in Betracht ziehen, der umgangssprachlich auch als Furunkel oder Karbunkel bezeichnet wird. Eine entzündete Steißbeinfistel zeigt Symptome oft plötzlich und unerwartet. Um Fehldiagnosen wie Steißbeinprellungen, Knochenhautentzündungen oder Überlastungsschmerzen zu vermeiden, empfiehlt es sich, direkt einen Spezialisten aufzusuchen.
Im Frühstadium oder bei leichten Reizungen kann sich die Entzündung manchmal ohne Operation beruhigen. Eine unterstützende Behandlung mit Kühlung, Antiphlogistika wie Ibuprofen und Zugsalben kann den Heilungsprozess fördern.
Bei einer eher diffusen Ausbreitung der Entzündung im Gewebe, anstatt einer abgekapselten Eiteransammlung, können Antibiotika hilfreich sein.
Wenn der Abszess im besten Fall von selbst aufplatzt, lassen die Schmerzen innerhalb von ein bis zwei Tagen spürbar nach. Auch wenn das Austreten von Blut und Eiter beunruhigend wirkt, unangenehm riecht und unschön aussieht, stellt es keine Gefahr dar. Ein geplatzter Steißbeinabszess entspannt die akute Situation erheblich. Die Befürchtung, dass ein Abszess nach innen platzen könnte, ist unbegründet.
Die Eröffnung des Abszesses ist trotz verständlicher Ängste der schnellste Weg zur Schmerzfreiheit. Zu welchem Arzt sollte man gehen? (Wenn Sie nicht zu weit entfernt wohnen, können Sie auch einfach das Formular unten ausfüllen und direkt zu uns kommen.)
Ansonsten kann Ihnen der Hausarzt, ein Facharzt für Chirurgie oder auch die Notaufnahme im örtlichen Krankenhaus helfen. Aber Achtung – oft wird empfohlen, gleich den ganzen entzündlichen Prozess in einer großen Operation zu entfernen.
Das sehen wir und die aktuelle Leitlinie Sinus pilonidalis (AWMF 2020) anders – empfohlen wird nur die Entlastung des Abszesses mit einem kleinen (!) Schnitt und die Operation der Fistel nach Abklingen der Entzündung. Fast immer sind dann unsere minimal-invasiven Techniken wie das Pit Picking, eine Laserbehandlung und/oder die Sinusektomie möglich.
Zwei kleine Eingriffe sind also besser als ein großer, um das Problem wirksam und schonend zu lösen.
„Ubi pus, ibi evacua.“ – Dieser lateinische Spruch „Wo Eiter ist, dort entleere ihn“ ist jedem Arzt geläufig und beschreibt ein ebenso einfaches wie wirkungsvolles Therapieprinzip. Die praktische Umsetzung hingegen, gerade beim Steißbeinabszess, bereitet dem Arzt nicht selten Schwierigkeiten und dem Patienten unnötige Schmerzen. Wir beschreiben hier unsere Technik.
Kann ich den Abszess selbst öffnen?
Wir raten dringend davon ab, das selbst zu versuchen. Die Anleitung ist für entsprechend ausgestattete Ärzte in Praxis oder Krankenhausambulanz gedacht.
Auch Versuche, den Steißbeinabszess auszudrücken, sind nicht erfolgsversprechend und verschlimmern manchmal Schmerzen und Entzündung.
Wir informieren den Patienten ausführlich über die gutartige Natur seiner Erkrankung sowie über die erfolgreiche Behandlungsmethode mittels eines zweistufigen Verfahrens. Dieses beinhaltet zunächst die Abszessdrainage gefolgt von einer minimal-invasiven Operation der Steißbeinfistel im zweiten Schritt. Dabei besprechen wir offen und umfassend etwaige Ängste.
Sie brauchen sich normalerweise keine Sorgen um Blutvergiftung, Knochenbeteiligung oder eine Verbindung zum Darm zu machen.
Beim Auffinden des Scheitelpunkts der Abszesshöhle erfolgt zunächst eine Palpation und die Messung der Hautdicke über dem Abszess. Es ist wichtig, dass die Hautdicke für die Verwendung der Biopsiestanze maximal 5 mm beträgt. Oft lässt sich die optimale Punktionsstelle anhand einer „weichen Delle“ lokalisieren. Bei einem tiefliegenden Abszess wird empfohlen, die Spaltung unter Vollnarkose durchzuführen.
Nach der intradermalen Infiltration eines 1,5 cm großen Hautareals an der Punktionsstelle, nehmen wir uns einen kurzen Moment Zeit, um die Wirksamkeit zu überprüfen. Die Verwendung von Kältespray zur Schmerzlinderung lehnen wir ab, da sie nicht besonders wirkungsvoll ist und die enthaltenen FCKW die Umwelt schädigen.
Wir legen eine 5 mm Öffnung mit einer Biopsiestanze an und entnehmen den Hautzylinder mit einer Pinzette. Gegebenenfalls öffnen wir die Abszesskapsel mit einer feinen Schere. Bei korrekter Durchführung entleert sich nun reichlich Eiter. Die runde Öffnung ist groß genug, um ein erneutes Verkleben zu verhindern, aber gleichzeitig klein genug, damit der Patient damit gut zurechtkommt.
Die Akutbehandlung ist nun abgeschlossen. Das restliche Sekret wird sich von selbst entleeren. Wir legen einen dicken Saugverband an. Falls eine ausgeprägte, phlegmonöse Reaktion in der Umgebung des Abszesses vorliegt, kann ein Antibiotikum verordnet werden. Es wird keine Tamponade verwendet, und es erfolgt kein Einsatz von scharfen Löffeln.
Wir klären den Patienten darüber auf, dass ohne Durchführung des zweiten Behandlungsschritts das Risiko eines erneuten Auftretens weiterer Abszesse sehr hoch ist. Wir bieten einen Kontrolltermin am Folgetag an, falls die Entzündung nicht ausreichend zurückgegangen ist. Wenn man zu lange wartet, besteht die Gefahr, dass der Abszess zurückkehrt. Andererseits ist der Eingriff technisch anspruchsvoll, wenn er zu früh durchgeführt wird. Wir bevorzugen daher ein Zeitintervall von mindestens einer Woche und höchstens drei Wochen.
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