Wenn die Haare entfernt werden, wird die Fistel heilen.
1965 Peter H. Lord und Douglas M. Millar, Pit Picking Erfinder
Punkt. Damit wäre eigentlich alles Wichtige gesagt: Ohne Haare in der Pofalte gäbe es keine Steißbeinfistel. Und für Wundheilungsstörungen nach einer Operation des Sinus pilonidalis sind auch fast immer einwachsende Haare verantwortlich, seltener lose Haare. Deshalb beginnt diese Seite auch mit dem Beitrag zur Haarentfernung (Epilation).
Trotzdem haben allgemeine Massnahmen zur Wundbehandlung bzw. Wundpflege einen Stellenwert. Auf dieser Seite erfahren Sie, welche Hausmittel, Verhaltenstipps, Medikamente und Verbandsmaterialien empfehlenswert sind. Wir freuen uns über Ergänzungen und Verbesserungen zu dieser Liste, die naturgemäß keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Woher kommen die Haare, die man in der Höhle einer Steißbeinfistel findet?
Eine haarfreie Gesäßfalte kann nach unserer eigenen Erfahrung sowie nach anerkannten klinischen Studien dazu beitragen, das Risiko von Heilungsstörungen und Rückfällen nach Operationen zu verringern. Viele Rezidive sind in Wahrheit schlecht verheilte Operationsnarben (Typ IV Fisteln). Konsequente Haarentfernung nach der Operation kann diese Rezidive meist vermeiden. Das Eindringen loser Haare aus anderen Körperregionen lässt sich am besten durch Abdeckung mit einem geschlossenen Verband verhindern.
Verfahren, die lediglich den sichtbaren Haaranteil, den Haarschaft, entfernen, wie Rasur und Enthaarungscreme, nennt man Depilation. Diese Methoden halten etwa zwei Wochen vor und beeinflussen die Haarwurzel in der Tiefe sowie das Risiko eines echten Rezidivs nicht. Entgegen der weitverbreiteten Annahme verändert die Depilation die Wachstumsrate nicht. Rasierte Haare wachsen also weder schneller noch dicker nach.
Die WHO-Empfehlung von 2016 sagt: „Von einer Rasur wird zu jeder Zeit, ob präoperativ oder im Operationssaal, dringend abgeraten.“ – Bei einem gesunden Menschen sehen wir das genauso.
Für die Planung einer Operation bei Steißbeinfistel ist die Rasur aber unabdingbar. Bei Patienten mit dichtem Haarwuchs kann man das wahre Ausmaß der Steißbeinfistel und die Zahl und Lokalisation der Pits nur im rasierten Zustand beurteilen.
Auch nach Operation halten wir die Rasur für essentiell:
Wann? Unabhängig davon, ob eine Laserepilation durchgeführt wurde oder geplant ist, ist es während der Heilungsphase entscheidend, das Haarwachstum so zu kontrollieren, dass die Haare nicht den Rand der Wunde erreichen. Achten Sie darauf, dies konsequent umzusetzen.
Wie? Um die Wunde optimal zu pflegen, sprühen Sie den Bereich mit Octenisept ein und verwenden Sie Krankenhausrasierer (Einwegrasierer). Die visköse Konsistenz dieses Desinfektionsmittels gewährleistet nicht nur eine effektive Desinfektion der Wunde, sondern verhindert auch, dass abrasierte Haare in die Wunde fallen. Rasieren Sie bis ganz an den Rand der Wunde, am besten von der Mitte in Richtung beider Seiten sowie mindestens 2 cm unterhalb („fußwärts“) der Wunde. Bei sehr dichtem Haarwuchs empfiehlt es sich, für jede Seite einen neuen Rasierer zu verwenden und diesen nur sanft aufzusetzen, um Verletzungen zu vermeiden.
In schwer zugänglichen Regionen können Bikinizone-Rasierer, Clipper oder Bartschneider hilfreich sein. Solche Geräte findet man z.B. bei Braun oder Philips.
Wie oft?
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Bei der mechanischen Epilation werden die Haare mit einem rotierenden Pinzettensystem (z.B. Braun Silk-épil, Philips SatinPerfect), mit Wachs oder Zuckerpaste ausgerissen.
Die Depilation mit Enthaarungscreme ist eine weitverbreitete und schmerzlose Möglichkeit der vorübergehenden Haarentfernung, die weniger unangenehme Stoppeln produziert als die Rasur. Sie beruht auf der Spaltung von Disulfid-Brücken im und am Haar durch Thioglycolate. Die Haarschäfte lösen sich damit bis etwa 1 – 2 mm unter die Haut. Scharfe Stoppeln wie beim Rasieren werden vermieden.
Die im Handel erhältlichen Präparate unterscheiden sich im wesentlichen durch die Wirkstoffkonzentration und Trägersubstanz, Pflegestoffe sowie Duft- und Konservierungsstoffe. Im Bereich der Gesäßfalte würde man auf explizit für den Intimbereich zugelassene Produkte zurückgreifen.
Die Creme wird aufgetragen und für etwa 10-15 Minuten belassen, bis sie wieder abgewaschen oder mit einem Schaber abgekratz wird. Dabei fallen die Haare aus. Es empfiehlt sich die Testung eines Präparats an einer weniger empfindlichen Stelle, bevor man sensible Areale wie die Gesäßfalte damit behandelt.
Damit vermeidet man Hautreizungen, die im Extremfall zu Wunden wie bei einer Verbrennung oder Schürfung gehen können. Die Verwendung von Haarentfernungs-Creme sollte man nicht mit Waxen oder mechanischem Epilieren kombinieren, da diese Methoden die Haut empfindlicher machen.
Bei der echten Epilation mit Zupfen, Waxing, Sugering wird der Haarbulbus mit entfernt und damit ein Effekt für bis zu 8 Wochen erreicht. Bei Laser, IPL und Elektroepilation inaktivieren zusätzlich die Wachstumszone (Germinativzone) und bewirken daher eine dauerhafte Haarreduktion.
Über die Notwendigkeit der Laser-Epilation streiten sich die Experten. Dabei zeigen Studien eine Halbierung der Rezidivrate durch Laser Haarentfernung!
Diese Methoden gelten nach der amerikanischen FDA (Food and Drug Administration) als die einzige Technik einer wahrhaft dauerhaften Haarentfernung mit sog. 510(k)-Zulassung. Zu den Risiken gehört die Infektion des Haarfollikels. Wie bei der Laserepilation müssen wiederholte Behandlungen erfolgen.
Diese Behandlung setzt eine profunde Ausbildung und Erfahrung voraus und wird von Kosmetiker*innen angeboten. Theoretisch wäre die Elektroepilation eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung (EBM-Ziffer 10340). Dies würde voraussetzen, dass die Behandlung durch einen zugelassenen Vertragsarzt durchgeführt wird. Vertragsärzte, die diese Methode beherrschen, sind aber nicht verfügbar.
Auf der Webseite des Berufsverbandes können Sie nachsehen, ob in Ihrer Region ein Therapeut diese Technik anbietet. Vorteile hat sie vor allem bei sehr hellen und/oder zarten Haaren, die auf die Laserbehandlung nicht optimal ansprechen.
Die meisten Informationen zu dieser Fragestellung stammen aus der Behandlung krankhaft vermehrten Haarwachstum (Hirsuitismus) und Behandlung nach geschlechtsangleichender Behandlung Transsexueller.
Wunde? Erst mal desinfizieren, das lernen wir schon als Kinder. Es ist weniger bekannt, dass Desinfektionsmittel und Antiseptika nicht nur Bakterien abtöten, sondern auch die normale Hautflora, die Leukozyten und die Fibroblasten, die an der Wundheilung beteiligt sind, schädigen. Daher gibt es für die Desinfektion ohne Wunde oder bei einer normalen Wundheilung keinen guten Grund. Eine Kolonisation, d. h. Besiedelung, mit Bakterien ist in der Region der Gesäßfalte und des Anus ohnehin unvermeidlich und auch nicht schädlich. Nur bei einer Infektion, also dem krankmachenden Bakterienwachstum in der Wunde, können Antiseptika im begründeten Einzelfall sinnvoll sein. Die Hautflora wird heute besser als Mikrobiom bezeichnet. Der Begriff „Flora“ bezeichnet nach der römischen Göttin der Blumen und der Jugend das Pflanzenreich, zu dem die Bakterien nicht gehören.
„Täglich (mehrmals) die Wunde gründlich ausduschen“. – Das ist die am häufigsten berichtete Empfehlung zur Wundversorgung. Was sagt die Wissenschaft?
Eine Cochrane-Analyse von 2012 waren verschiedene Arten der Wundspülung (Leitungswasser vs. abgekochtes Wasser vs. Kochsalzlösung vs. keine Spülung) gleichwertig.
Das Robert Koch – Institut (RKI) nimmt dennoch wie folgt Stellung: „Jede Spülflüssigkeit muss steril sein. Leitungswasser ist nicht frei von Mikroorganismen. Zum Spülen von Wunden dürfen nur sterile Lösungen verwendet werden.“
Was das RKI sagt, ist Gesetz.
Dennoch meine ich, diese Stellungnahmen kommentieren zu können:
Wasserqualität verbessern: Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) sagt zum Thema Leitungswasser: „Bei Verwendung endständiger Sterilfilter am Wasserauslass kann Trinkwasser … die nötige mikrobiologische Reinheit erreichen. Allerdings sollten diese Filter täglich gewechselt werden,…“.
Geeignete Filter gibt es als Einwegprodukte oder im Mietsystem mit inkludierter Aufbereitung. Am besten eignet sich ein endständiges System als Handstück an der Dusche. Damit scheint mir eine empfehlungskonforme und praktikable Lösung verfügbar.
Man muß nicht die Wunde „kärchern“. Ein – bis zweimal täglich würden wir aber empfehlen, Sekretreste, lose Haare und abgeschilferte Hornschuppen der Haut in der Gesäßfalte abzuduschen.
Neu in der Wundbehandlung sind stabilisierte, wässrige Zubereitungen von NaOCl/HOCl. Sie verbinden eine sehr gute Wirksamkeit gegen fast alle Arten von Krankheitserregern einschließlich resistenter Problemkeime mit einer sehr guten Verträglichkeit. Als einziges Antiseptikum ist es bei der Behandlung von schweren Infektionen in der Bauchhöhle. und am Zentralnervensystem zulässig. NaOCl/HOCl wird daher auch schon als neuer Goldstandard in der Wundbehandlung bezeichnet.
Vertreter dieser Gruppe sind zum Beispiel die als Wundgel, Spüllösung und Wundspray erhältlichen Produkte Veriforte™ med, Granudacyn®, Lavanox-Serag® und Microdacyn®.
Vorteile:
Octenidin (Octenisept®) wirkt gegen Bakterien, Pilze und begrenzt gegen Viren. Es ist gut verträglich und brennt normalerweise nicht auf der Wunde, ein leichtes Wärmegefühl kommt vor. Es hat keine nachteiligen Wirkungen auf die Wundheilung. Aufgrund der leicht viskösen Konsistenz eignet es sich gut als Gleitmittel für die Rasur.
Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung:
Bei Wundspülungen darf das Präparat nicht unter Druck ins Gewebe eingebracht bzw. injiziert werden.
Chlorhexidin wird in Deutschland vor allem in der Zahnmedizin als Lösung zur Mundspülung angewendet. Eine weitere, anerkannte Anwendung in England und USA ist die Anwendung vor Operationen zur Verminderung von Wundinfektionen.
Es hat ein breites Wirkspektrum gegen grampositive und gramnegative Bakterien und Hefen. Allergische Reaktionen und ein Einfluß auf Bindegewebs- und Hautzellen wurden beschrieben.
Ich würde die sogenannte Dekolonisation für geeignet halten, im Zusammenhang mit Risikosituationen (Reisen, Prüfungsvorbereitung etc.) Entzündungen bei Steißbeinfistel vorzubeugen. Die Behandlung wäre aufgrund des Zulassungsstatus als Off-Label Therapie zu klassifizieren. Bei einer Dauerbehandlung würden wahrscheinlich negative Effekte überwiegen.
Eine Leitlinienempfehlung zu Chlorhexidin gibt es derzeit nicht.
Chlorhexidin Waschlotion ist in Deutschland nur für medizinische Fachkreise verfügbar als Skinsan Scrub N™. Über europäische Versender wird Desinclor Chlorhexidin antiseptische Seife 0,8% angeboten. In den USA sind Chlorhexidin-haltige Präparate rezeptfrei. In einer australischen Studie war die Dekolonisation durch Waschung mit Chlorhexidin deutlich wirksamer zur Vermeidung von Wundheilungsstörungen als die Einnahme von Antibiotika in Tablettenform.
Als Bestandteil von Bepanthen Antiseptische Wundcreme ist Chlorhexidin zur Behandlung oberflächlicher Wunden zugelassen. Im Einzelfall kann die Anwendung bei anderweitig nicht zu beeinflussender Wundheilungsstörung zu rechtfertigen sein.
Eine Wundspülung mit Chlorhexidin behindert die Heilung wahrscheinlich mehr als sie nützt und wird nicht empfohlen.
PVP – Jod ist ein breit gegen Bakterien und Bakteriensporen, Viren und Pilze wirksames Antiseptikum, für das keine wesentlichen Wirkungslücken oder Resistenzen bekannt sind (Übersichtsarbeit zu Jod in der Wundbehandlung).
Elementares Jod ist nicht wasserlöslich und gewebstoxisch. Povidon Jod (PVP-Jod, Polyvinylpyrrolidon-Iod) hingegen ist wasserlöslich und gewebsverträglich und setzt kontinuierlich kleine Mengen an Jod frei. Die Substanz ist als Lösung und Salbe rezeptfrei erhältlich.
Die meisten Chirurgen berichten gute Erfahrungen mit PVP-Jod-Salbe, auch zur Unterstützung einer verzögerten Wundheilung im Bereich der Gesäßfalte. Die positiven Wirkungen scheinen die experimentell gefundene Hemmung von Bindegewebszellen (Fibroblasten) und Zellen des Immunsystems zu überwiegen. Zahlreiche, klinische Studien belegen, daß jodhaltige Antiseptika Heilungsrate und Heilungszeit bei chronischen Wunden positiv beeinflussen.
Vorsicht ist angebracht bei großen Wundflächen, über die größere Mengen an Jod in den Organismus gelangen könnten, sowie Patienten mit Vorerkrankungen des Herzens, der Niere oder der Schilddrüse. Auch Allergien können gelegentlich vorkommen, sehr selten bis zum anaphylaktischen Schock(1)(2) reichend.
Nicht jede Wunde sollte mit Jod desinfiziert werden. Wir verwenden PVP-Jod bei komplexer Mischbesiedelung von verzögert heilenden, stark riechenden oder sezernierenden Wunden.
Zu beachten ist, dass die braune Farbe die Wäsche verschmutzt.
Jod sollte nicht mehr als altmodisches Antiseptikum betrachtet werden.... Vielleicht ist seine größte Stärke, dass Bakterien auch nach 150 Jahren der Anwendung am Menschen keinen Weg zu einer Resistenzentwicklung gefunden haben.
Rose A. Cooper (2007), University of Wales, Center of biomedical sciences, Cardiff
Ist schon ein Kraut gewachsen gegen die Steißbeinfistel? Die Deutschen geben pro Jahr fast 5 Milliarden € für freiverkäufliche Arzneimittel aus. 65 Millionen Packungen an Salben und Cremes gehen pro Jahr über den Tresen der Apotheke.Wir haben versucht zu klären, was Sie sich sparen können und welche Präparate einen bewiesenen Nutzen haben.
Diese Präparate sind als traditionelle Arzneimittel ohne Zulassungsstudien ausschließlich auf Grund langjähriger Anwendung für das Anwendungsgebiet registriert. Sie sollen die “Reifung” und spontane Eröffnung abgekapselter Eiterherde (Abszesse) fördern. Nachdem die meisten Abszesse irgendwann platzen, wenn man nur lang genug wartet, scheint mir der Nutzen dieser Präparate nicht belegt.
Die am häufigsten verwendeten Wirkstoffe in aufsteigender Wirkungsstärke sind
Hydrocortison: Hydrocortison ist ein mildes Kortikosteroid, das oft zur Behandlung von Hautentzündungen, Juckreiz und Hautausschlägen eingesetzt wird. Es wirkt, indem es die Freisetzung von Entzündungsstoffen hemmt und die Entzündungsreaktion in der Haut reduziert. Hydrocortison-Salben sind oft rezeptfrei erhältlich.
Prednisolon: Prednisolon gehört ebenfalls zur Gruppe der Kortikosteroide und hat eine noch stärkere entzündungshemmende Wirkung als Hydrocortison. Die Verwendung von Prednisolon-Salben erfordert in der Regel eine ärztliche Verschreibung und eine sorgfältige Anwendung, um Nebenwirkungen zu minimieren.
Triamcinolon: Triamcinolon ist ein mittelstarkes bis starkes Kortikosteroid, das zur Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen wie Ekzemen, Psoriasis und allergischen Reaktionen eingesetzt wird.
Betamethason: Betamethason ist eines der stärksten Kortikosteroide, das zur Behandlung von schweren Hautentzündungen, wie sie bei Ekzemen, Psoriasis und anderen chronischen Hauterkrankungen auftreten können, verwendet wird. Es hat eine ausgeprägte entzündungshemmende Wirkung und wird oft bei hartnäckigen oder schwer zu kontrollierenden Hautproblemen eingesetzt. Wie bei Prednisolon ist eine ärztliche Verschreibung für Betamethason-Salben erforderlich, und sie sollten mit Vorsicht angewendet werden.
Metronidazol ist seit 1959 als gegen anaerobe Bakterien und Protozoen wirksames Antibiotikum bekannt. Aus der Anwendung in der Dermatologie bei Rosazea und perioraler Dermatitis weiß man, dass neben der antibakteriellen Wirkung auch eine unspezifisch entzündungshemmende Wirkung gegeben ist. Weiterhin stimuliert Metronidazol das Wachstum von Keratinozyten, den Zellen der Haut. In der Gynäkologie wird Metronidazol als Vaginalzäpfchen häufig verwendet.
In der Proktologie wurde eine 10-prozentige Metronidazol Salbe erfolgreich zur Schmerzreduktion und Verminderung der Sekretmenge bei Analfisteln beim Morbus Crohn sowie zur Schmerzreduktion nach Hämorrhoidenoperation angewandt. Die Verträglichkeit ist gut, Allergien und Missempfindungen beim Auftragen sind selten.
2016 wurde eine Pilotstudie zur Behandlung nichtheilender Wunden nach Operation eines Sinus Pilonidalis publiziert. Es zeigte sich eine Heilungsrate von 80 % bei Wunden, die zuvor durchschnittlich 16 Wochen lang nicht geheilt waren. Auf der Basis dieser sehr ermutigenden Ergebnisse läuft seit 2019 eine Langzeitstudie, deren Ergebnisse 2023 erwartet werden.
Wenn nach der Operation einer Steißbeinfistel trotz Ausschöpfung aller chirurgischen Möglichkeiten und optimaler Wundpflege die Wunde nicht heilt, gibt es wenig therapeutische Alternativen. Die meisten Experten halten daher die Anwendung dieser 10 % Metronidazol Salbe für gerechtfertigt. Von der britischen Firma SLA Pharma wird unter bestimmten Voraussetzungen das Präparat Ortem™ auf Anforderung versandt, allerdings nach meinen bisherigen Informationen nur in Großbritannien.
In Deutschland besteht grundsätzlich die Möglichkeit, eine vergleichbare Salbe als Rezeptur vom Apotheker anfertigen zu lassen. Aufgrund der fehlenden Zulassung für diese Indikation muss diese Art der Behandlung als „off label“ Therapie klassifiziert werden, d.h. es gibt keine Produkthaftung eines Pharmakonzerns.
Metronidazol-Vaseline 10% 50 g
Metronidazol, mikronisiert 5,0 g
Miglyol® 812 6,0 g
Vaselinum album 39,0 g
Wir haben damit bislang gute Erfahrungen gemacht, die Heilungsrate von problematischen Wunden nach Steißbeinfistel Operation liegt in der Größenordnung 60-80 %. Die Verantwortung für eine solche Rezepturverordnung liegt grundsätzlich bei dem verschreibenden Arzt, wir können keine wie auch immer geartete Haftung für Wirksamkeit und Nebenwirkungen übernehmen.
Fazit: 10 % Metronidazol als topische Zubereitung kann verwendet werden, wenn eine Wunde trotz Ausschöpfung etablierter Möglichkeiten nicht heilt.
Honig wurde schon von den Sumerern und Ägyptern im Altertum als Wundsalbe benutzt. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Honig
Die aktive Substanz des Manuka Honigs von den Blüten des Manuka-Busches ist nicht wie bei anderen Honigsorten Wasserstoff-Peroxid, sondern das besser gewebsverträgliche Methylglyoxal (MGO). Die antimikrobielle Wirkung wird in UMF® (Unique antimicrobial Manuka Factor) angegeben, für die medizinische Anwendung wird Honig mit einem UMF > 10 empfohlen. Allerdings scheint die Wirkung auch von anderen Faktoren wie der Lagerungsdauer abzuhängen, wie eine Studie mit verschiedenen UMF-Qualitäten zeigte.
Medizinischer Honig wird filtriert und gammasterilisiert. So werden Bakterien und Sporen abgetötet und gleichzeitig die biologische Wirksamkeit erhalten. Speisehonig ist in der Regel erhitzt und verliert dabei viel von seiner nützlichen Aktivität.
Es sind Zubereitungen von medizinischem Manuka Honig in Tuben (z.B. MediHoney®), in Verbindung mit Alginat (Algivon Plus®) oder Gaze (Actilite®) verfügbar.
Der Nutzen von Honig in der Wundbehandlung scheint am größten in der frühen Phase der Wundreinigung. Nach einer Cochrane-Analyse heilen mit Manuka-Honig behandelte, infizierte post-operative Wunden schneller als bei Therapie mit Antiseptika und Gaze, was z.B. die Behandlung von Wundheilungsstörungen nach konventioneller Radikaloperation als ein sinnvolles Einsatzgebiet erscheinen lässt. Die DGfW konnte sich in ihrer allerdings schon 2014 verabschiedeten S-3 Leitlinie nicht zu einer Empfehlung durchringen, da in den vorhandenen Studien bislang kein sicherer Nutzen, jedoch vermehrt Schmerzen nachgewiesen wurden.
Auf der Basis der Literatur scheint medizinischer Honig eine Option, wenn eine genähte Wunde wieder aufgeplatzt ist oder eine offene Wunde nicht heilen will. Eigene Erfahrungen mit Honig haben wir bislang nicht.
Ein Block Kernseife gehörte früher in jeden Haushalt. Und viele können sich noch daran erinnern, dass unsere Großmütter ein Bad in heißer Seifenlauge als Allheilmittel bei Entzündungen priesen.
Seife ist chemisch das Natriumsalz von Fettsäuren. Manche Markennamen (Palmolive®) erinnern an die verwendeten Fette Palm- und Olivenöl. Der Seifenkern wird bei der Kernseife durch Zugabe von Kochsalz zu einer Seifenlösung abgeschieden.
Kernseife ist alkalisch und weist eine gute Reinigungsleistung auf. Allerdings greift dieser pH-Wert den Säureschutzmantel der Haut an. Vorteil der Kernseife ist, frei von Duft- und Farbstoffen zu sein und damit vielleicht weniger Allergien auszulösen.
Therapeutische Wirksamkeit nicht bewiesen: Eine Recherche in der medizinischen Datenbank PubMed ergab keine Belege, dass Kernseife heilend wirkt.
Es finden sich nur sporadische, unbewiesene Empfehlungen. In der Vorbeugung von Wundinfektionen nach Verletzung erwies sich Kochsalzlösung überlegen einer Waschung mit Seife.
Fazit: Das nostalgische Kernseife – Bad kann auf wissenschaftlicher Basis nicht empfohlen werden
Traditionell werden in der ayurvedischen Medizin mit Pflanzenextrakten und Salzen imprägnierte Fadendrainagen zur Fistelbehandlung verwendet. Eine Publikation findet sich zu einer Kombination aus chirurgischer Ausschneidung, Verödung mit heißem Öl und Aufbringen von Kupfersulfat. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesen Methoden lassen nur die anekdotische Erwähnung, aber keine Beurteilung des Verfahrens zu.
(in Deutschland nicht verfügbar)
Von der Universität Sulaimani in Kurdistan wurde eine randomisierte Studie an 400 Patienten veröffentlicht. In der Therapiegruppe wurde eine Mischung aus 100 g Vaseline, 50 g Henna Pulver (Lawsonia inermis) und 5 g Tetracyclin in den Fistelgang injiziert. In der Kontrollgruppe erfolgte die Ausschneidung der Fistel mit primärem Wundverschluss. Als Heilungsraten wurden 94 % für die Operation und 89 % für die Salbeninjektion angegeben. Leider habe ich in der Arbeit keine Information zur Nachuntersuchungsrate und dem Beobachtungszeitraum gefunden. Fazit: Unkonventionelle Idee, Beurteilung nicht möglich.
Die Methode wurde von Lawrence und Greenwood 1964 erstmals beschrieben. Sie geben eine Heilung in 84 % der Fälle an.
Girgin berichtet über eine Erfolgsrate von 64,5 % bei einmaliger und von 95 % bei wiederholter Einbringung von kristallinem Phenol in den Fistelgang. Die Behandlung erfolgt in Lokalanästhesie, die Haare werden aus dem Fistelgang mit einem Klemmchen entfernt, der Gang gespült. Die Umgebung wird während der gesamten Heilungszeit haarfrei gehalten.
Phenol darf nach deutschem Arzneimittelrecht nicht mehr verwendet werden (Negativmonographie Pharm. Ztg. 143 (1997), 4103 und 4386). Es ist giftig und reizt Haut und Schleimhäute.
Die begleitenden Maßnahmen entsprechen einem zurückhaltenden Pit Picking. Ein zusätzlicher Nutzen des Phenols scheint mir daher nicht bewiesen.
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