Mit Sinus pilonidalis Sport machen?

Behandlung Steissbeinfistel und Sport

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Sind Sportler anfälliger für Steißbeinfisteln?

Sport- und sonstige Verletzungen

Reibung, Schwitzen und Prellungen spielen in der Entwicklung eines Sinus pilonidalis keine entscheidende Rolle. Diese Erkrankung, auch als Steißbeinfistel bekannt, wird in der Regel durch das Einwachsen von Haaren im Steißbeinbereich verursacht. Obwohl äußere Einflüsse wie Reibung oder Prellungen die Beschwerden verschlimmern können, sind sie nicht die Hauptursache für das Entstehen einer Steißbeinfistel. Dennoch ist eine angemessene Pflege und Hygiene im Steißbeinbereich wichtig, um Beschwerden zu lindern und erneutes Auftreten zu verhindern.

Schwitzen

Obwohl es immer wieder behauptet wird, gibt es keine Beweise dafür, dass Schweiß eine Rolle bei der Entstehung des Sinus pilonidalis spielt.

Schwitzen ist ein lebenswichtiger Mechanismus des menschlichen Körpers, um die Körpertemperatur zu regulieren und überschüssige Wärme abzuleiten. Die Schweißproduktion wird durch verschiedene Faktoren wie körperliche Aktivität, Umgebungstemperatur, Emotionen und den allgemeinen Gesundheitszustand reguliert.

Schweiß besteht hauptsächlich aus Wasser, Elektrolyten wie Natrium und Kalium sowie geringen Mengen an Harnstoff, Milchsäure und auch Immunglobulin A.

IgA dient dem Schutz von Haut und Schleimhäuten vor Mikroorganismen. Es besitzt die Fähigkeit, Toxine zu binden und entwickelt in Kombination mit Lysozym antibakterielle und antivirale Eigenschaften.

Und was ist nun mit der Wundheilung? Nun, da gibt die Wissenschaft noch keine klare Antwort. Ein saurer pH-Wert und IgA in unserem Schweiß könnten Wunden tatsächlich vor Infektionen schützen. Derzeit wird sogar untersucht, ob synthetischer Schweiß die Wundheilung verbessern kann.

Wer schwitzt, kurbelt darüber hinaus die Durchblutung an und gibt dem Heilungsprozess den nötigen Kickstart.

Anatomie von Haut und Unterhaut mit Schweissdrüse (gelb)
Anatomie von Haut und Unterhaut mit Schweissdrüse (© istockphoto))

Reibung und textile Fasern

Es gibt die Theorie, die besagt, dass auch Textilfasern durch Reibung und Druck in die Hautporen eindringen können. Diese eingedrungenen Haare und Fasern könnten eine Fremdkörperreaktion auslösen, die zu einer Entzündung führt und schließlich die Bildung eines Pilonidalsinus zur Folge hat. Allerdings gibt es bislang keine systematischen Studien, die diese Annahme unterstützen. Zudem konnte ich in den annähernd 7000 Pilonidalfisteln, die wir bisher operiert haben, nie Textilpartikel identifizieren, die mit dem bloßen Auge oder unter Verwendung einer Lupenbrille sichtbar gewesen wären. Staub und Fusseln scheinen also nicht die Übeltäter zu sein.

Darf man mit Steißbeinfistel Sport machen?

Kann sportliche Belastung eine Steißbeinfistel verschlechtern?

Trotz einer Steißbeinfistel ist es in vielen Fällen möglich, Sport zu treiben, solange bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Die Auswahl der Sportart spielt eine entscheidende Rolle. Sportarten, die wenig Druck und Reibung im Bereich des Steißbeins erzeugen, wie Schwimmen oder Radfahren, sind oft besser verträglich. Es ist jedoch ratsam, vor der Fortsetzung oder Aufnahme einer sportlichen Aktivität immer Rücksprache mit einem Arzt zu halten, um sicherzustellen, dass es in Ihrem individuellen Fall keine Risiken oder Bedenken gibt. Die richtige Pflege und Hygiene des betroffenen Bereichs sowie das Tragen lockerer, nicht einschneidender Kleidung können ebenfalls dazu beitragen, Beschwerden während des Sports zu minimieren. In jedem Fall ist es wichtig, auf Ihren Körper zu hören und bei Schmerzen oder Problemen sofort einen Arzt zu konsultieren.

Sport nach Steissbeinfistel-OP

Ab wann darf man nach der Operation wieder körperlich arbeiten, Sport treiben und Sex haben?

Sport ist ein echter Booster für die Gesundheit – sogar für Patienten nach einer Operation! Das Fast-Track-Konzept der chirurgischen Rehabilitation baut genau darauf auf.

Wir haben gelernt, dass Bettruhe, Gipsverbände und Nahrungskarenz nicht förderlich sind, sondern eher schaden können (Stichwort: Inaktivitätsatrophie und katabole Stoffwechselzustände).

Doch wie groß ist das Risiko, dass die Wunde im Alltag oder beim Sport wieder aufbricht?

Um das herauszufinden, müssen wir die beiden Arten der Wundheilung verstehen. Bei der primären Wundheilung, wie sie nach chirurgischen Eingriffen mit Wundverschluss angestrebt wird, werden die Wundränder zunächst durch Nähen, Klammern oder Kleben verbunden.

Anschließend durchläuft die Wunde vier Phasen:

  • Koagulationsphase (Tag 1): Hier verkleben Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren die Wunde. Das dabei entstehende Fibrin ist der körpereigene Superkleber. Antikörper und weiße Blutkörperchen sind aktiv für die Infektionsabwehr. Die Stabilität wird vor allem durch die Hautfäden gewährleistet, daher sollten Belastungen vermieden werden.
Sport ist auch in der Rekonvaleszenz erlaubt
Sport ist gesund
  • Inflammationsphase (Tag 1 – 4): Es werden Botenstoffe ausgeschüttet, die eine Gefäßerweiterung, verstärkte Durchblutung, Gefäßneubildung und das Anlocken von Bindegewebszellen (Fibroblasten) bewirken. Diese Fibroblasten sind wahre Meister in der Produktion von stabilisierenden Fasern. Die verstärkte Durchblutung ist an der rötlichen oder violetten Farbe der Narbe erkennbar. Die mechanische Festigkeit ist noch gering.
  • Proliferationsphase (Tag 5-14): Die Fibroblasten vermehren sich und bilden Prokollagen. Dieses Protein wandelt sich in Tropocollagen um und enthält größere Anteile der Aminosäuren Lysin, Glycin und Prolin. Durch Quervernetzung dieser Proteine entstehen Kollagenfibrillen, die die entstehende Narbe nach und nach stabilisieren.
  • Kontraktionsphase (Tag 15 -): In dieser Phase halten sich Auf- und Abbau der Kollagenfibrillen die Waage und die Fasern ordnen sich neu an. Die mechanische Festigkeit der Narbe nimmt weiter zu und die Farbe der Narbe nähert sich allmählich dem normalen Hautton an. Außerdem beginnt die Narbe langsam zu schrumpfen, da sich das Gewebe zusammenzieht und eine kompaktere Struktur annimmt. Die Narbe ist nun wieder voll belastbar.

In der „Metzger-Methode“ und beim Pit Picking setzt man auf den Prozess der sekundären Wundheilung, welcher dem natürlichen Mechanismus bei der Heilungs einer Verletzung entspricht.

Hierbei füllt sich die Wunde langsam mit Granulationsgewebe, um schließlich das Hautniveau zu erreichen. Anschließend beginnt die Haut allmählich von beiden Seiten her über die Wunde zu wachsen, mit einer Rate von etwa 1 mm pro Woche. Erst wenn die Wunde vollständig geschlossen ist, wird sie nicht mehr nässen. Sie „trocknet nicht an der Luft“. Bei dieser Art der Wundheilung bleibt der erreichte Fortschritt zu jeder Zeit stabil, und körperliche Schonung bietet keine zusätzlichen Vorteile.

Wenn die sekundäre Wundheilung jedoch gestört wird, im Zusammenhang mit Steißbeinfisteln meist durch Haare verursacht, bleibt das Granulationsgewebe instabil, wuchert über die Grenzen der Wunde hinaus („wildes Fleisch“) und kann bei der geringsten Berührung bluten. Normalerweise bildet sich auch in diesem Fall eine zarte Hautschicht über diesem Gewebe. Dennoch bleibt die Narbe instabil, unabhängig davon, wie sehr Sie sich schonen. Erst wenn der störende Faktor, nämlich die Haare, entfernt wird, kann eine feste und blutungsfreie Narbe entstehen.

Grün = empfehlenswert

Offene Wundbehandlung: Sport uneingeschränkt erlaubt Geschlossene Wundbehandlung: Sport nach 2 Wochen

Welche Sportarten sind problematisch? Welche sind empfehlenswert?

Bei der Auswahl von Sportarten im Hinblick auf eine mögliche Entlastung oder Belastung der Steißbeinregion ist es wichtig, zwischen Aktivitäten zu unterscheiden, die Druck oder Stoßbelastungen auf das Steißbein ausüben können, und solchen, die dies vermeiden. Hier einige Überlegungen:

Sportarten, die das Steißbein belasten können:

  • Radfahren: Langes Sitzen auf einem engen Sattel kann Druck auf das Steißbein ausüben.
  • Reiten: Die Bewegungen und der Druck des Sattels beim Reiten können das Steißbein belasten.
  • Rudern: Die Sitzposition beim Rudern kann Druck auf das Steißbein ausüben, insbesondere bei intensiver oder langer Ausübung.
  • Kontaktsportarten: Sportarten wie Fußball, Rugby oder Kampfsportarten bergen das Risiko eines direkten Aufpralls oder einer Verletzung des Steißbeins

Unproblematische Sportarten:

  • Schwimmen: Schwimmen ist in der Regel sehr gelenkschonend und stellt keine direkte Belastung für das Steißbein dar.
  • Wandern: Wandern oder zügiges Gehen ist eine wenig belastende Aktivität, die das Steißbein nicht direkt belastet.
  • Yoga: Viele Yoga-Übungen können dazu beitragen, die Muskeln um das Steißbein zu kräftigen und zu dehnen, ohne das Steißbein zu belasten. Allerdings sollten bestimmte Positionen, die Druck auf das Steißbein ausüben, vermieden werden.
    Pilates: Ähnlich wie Yoga kann Pilates helfen, die Rumpfmuskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern, ohne das Steißbein zu belasten.
  • Crosstrainer: Cardio-Training auf einem Crosstrainer minimiert die Belastung des Steißbeins und anderer Gelenke.
  • Fitness – Training an Kraftgeräten: Krafttraining an Maschinen führt zu einer punktuellen Belastung einzelner Muskelgruppen und kann daher sehr gezielt eingesetzt werden.

Es ist wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und bei Schmerzen oder Beschwerden im Bereich des Steißbeins entsprechende Aktivitäten zu vermeiden oder anzupassen. Generell scheinen Scherkräfte und Reibungsbelastungen unter Druck, d.h. beim Sitzen oder Liegen, scheinen ein entscheidender Faktor zu sein.

Literatur: Steissbeinfistel und Sport

Das sagt die Wissenschaft

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