Steht die Abschlussprüfung kurz bevor und Sie sind tagelang am Schreibtisch gesessen? Ist die wichtige Präsentation für den Chef noch nicht fertiggestellt? Haben Sie bereits hunderte Kilometer auf der Autobahn zurückgelegt oder kommen Sie gerade von einem Langstreckenflug und Sie können vor Schmerzen kaum noch sitzen?
Diese Umstände deuten auf eine akute Steißbeinfistel hin, auch als Pilonidalabszess oder entzündeter Sinus pilonidalis bezeichnet. Die Schmerzen können über Nacht so extrem werden, dass jede Aktivität zur Höllenqual wird. Umgangssprachlich werden oft auch die Begriffe Furunkel oder Karbunkel verwendet.
Aber keine Sorge, wir sind hier, um Ihnen zu helfen! In diesem Artikel geben wir Ihnen wertvolle Tipps und Tricks, wie Sie einen reifen Abszess über dem Steißbein effektiv behandeln (lassen) können.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Abszesse offensichtliche Symptome aufweisen. Gerade beim Pilonidalabszess fällt manchmal nur eine leichte Asymmetrie der Pofalte auf.
Eine Steißbeinfistel entsteht meist durch eingewachsene oder eingespießte Haare. Durch die auch „Pit“ genannte Eintrittspforte gelangen immer Bakterien aus der stark besiedelten Gesäßfalte in die Fistelhöhle. Solange das Sekret aus der Fistel abfließen kann, bleibt die Bakterienzahl in der Höhle niedrig, und das Immunsystem hält die Infektion unter Kontrolle. Wird jedoch durch Druck (z.B. Sitzen) der Abfluss blockiert, können sich die Bakterien ungehindert vermehren. Das Immunsystem reagiert darauf, indem es weiße Blutkörperchen an die Stelle schickt. was schließlich zur Bildung eines Abszesses führt.
Ein Pilonidalabszess wird als „reif“ bezeichnet, wenn er eine klare Abgrenzung zum gesunden Gewebe aufweist und der Inhalt überwiegend aus flüssigem Eiter besteht. Dieser Zustand ist entscheidend, da erst in diesem Reifungsstadium der Abszess gut zugänglich ist für eine chirurgische Drainage oder sich von selbst entleeren kann. Die Symptome wie Schmerz und Schwellung erreichen dann meist ihren Höhepunkt. Die Reifung eines Abszesses folgt einem fortschreitenden Entzündungsprozess, der in mehreren Schritten verläuft und meistens mehrere Tage, manchmal aber auch nur Stunden benötigt:
Bei leichten Beschwerden kann eine Behandlung ohne Operation mit
versucht werden. Zeigt sich jedoch keine Besserung, vergrößert sich der Abszess, oder treten Fieber und starke Schmerzen auf, sollte unbedingt ein Facharzt konsultiert werden. Ein Spezialist kann die beste Behandlungsoption festlegen, die oft das sterile Öffnen und Drainieren des Abszesses unter sicheren Bedingungen umfasst. Dadurch wird man schnell schmerzfrei.
Im Notfall brauchen Sie keinen Termin: Wenn Sie nicht zu weit entfernt wohnen, schicken Sie uns einfach an info@darmsprechstunde.de eine kurze mail, gerne auch ein Foto der betroffenen Region, und kommen direkt vorbei (Mo.-Fr. 8.00 – 17.00 Uhr).
Ausserhalb unserer Öffnungszeiten oder weiter Distanz findet man Hilfe in der Notaufnahme oder beim Hausarzt.
Um Fehldiagnosen wie Steißbeinprellungen, Knochenhautentzündungen oder Überlastungsschmerzen zu vermeiden, empfiehlt es sich, direkt einen Spezialisten aufzusuchen, der häufig derartige Abszesse behandelt.
“Ubi pus, ibi evacua.” – Das klingt vielleicht nach einem magischen Zauberspruch, ist aber Latein und bedeutet: „Wo Eiter ist, dort entleere ihn.“ Ein Prinzip, das jeder Arzt kennt und das simpel klingt, aber bei einem Steißbeinabszess leider nicht immer so einfach ist. Die Behandlung kann knifflig sein und unnötige Schmerzen verursachen – vor allem, wenn man selbst Hand anlegt. Deshalb erklären wir hier unsere professionelle Technik.
Kurz gesagt: Nein, bitte nicht! Wir raten dringend davon ab, den Abszess selbst auszudrücken oder aufzustechen. Das ist keine DIY-Operation für zu Hause! Diese Anleitung ist ausschließlich für Ärzte in einer gut ausgestatteten Praxis oder Krankenhausambulanz gedacht.
Versuche, den Steißbeinabszess selbst zu behandeln, enden oft nicht nur ohne Erfolg, sondern verschlimmern in den meisten Fällen die Schmerzen und Entzündung. Vertrauen Sie auf erfahrene Hände – wir wissen, was zu tun ist!
Wir informieren den Patienten ausführlich über die gutartige Natur seiner Erkrankung sowie über die erfolgreiche Behandlungsmethode mittels eines zweistufigen Verfahrens. Dieses beinhaltet zunächst die Abszessdrainage gefolgt von einer minimal-invasiven Operation der Steißbeinfistel im zweiten Schritt. Dabei besprechen wir offen und umfassend etwaige Ängste.
Sie brauchen sich normalerweise keine Sorgen um Blutvergiftung, Knochenbeteiligung oder eine Verbindung zum Darm zu machen.
Beim Auffinden des Scheitelpunkts der Abszesshöhle erfolgt zunächst eine Palpation und die Messung der Hautdicke über dem Abszess. Es ist wichtig, dass die Hautdicke für die Verwendung der Biopsiestanze maximal 5 mm beträgt. Oft lässt sich die optimale Punktionsstelle anhand einer „weichen Delle“ lokalisieren. Bei einem tiefliegenden Abszess wird empfohlen, die Spaltung unter Vollnarkose durchzuführen.
Nach der intradermalen Infiltration eines 1,5 cm großen Hautareals an der Punktionsstelle über dem Steißbeinabszess geben wir der Lokalanästhesie kurz Zeit, ihre Wirkung zu entfalten, bevor wir den Eingriff fortsetzen. Auf den Einsatz von Kältespray zur Schmerzlinderung verzichten wir, da dessen Effektivität begrenzt ist und die enthaltenen FCKW zudem umweltschädlich sind. Es empfiehlt sich im Sinne optimalen Patientenkomforts, die Lokalanästhesie von der Seite durchzuführen, die weniger entzündet ist.
Wir setzen mit einer Biopsiestanze eine 5 mm Öffnung, und entfernen den Hautzylinder mittels einer feinen Pinzette. Falls nötig, wird die Abszesskapsel vorsichtig mit einer feinen Präzisionsschere eröffnet, worauf sich üblicherweise reichlich Eiter entleert. Schmerzen und Druckgefühl lassen unmittelbar nach.
Diese runde Öffnung ist groß genug, um ein erneutes Verkleben zu verhindern, bleibt jedoch klein genug, um den Heilungsprozess für den Patienten so angenehm wie möglich zu gestalten.
Die Akutbehandlung ist nun abgeschlossen. Das restliche Sekret wird sich von selbst entleeren. Wir legen einen dicken Saugverband an. Falls eine ausgeprägte, phlegmonöse Reaktion in der Umgebung des Abszesses vorliegt, kann ein Antibiotikum verordnet werden. Es wird keine Tamponade verwendet, und es erfolgt kein Einsatz von scharfen Löffeln.
Die Nachsorge ist einfach: Abduschen, Kompresse oder Slipeinlage, fertig!
Aber: Ohne Durchführung des zweiten Behandlungsschritts (Entfernung der Steissbeinfistel) das Risiko eines erneuten Auftretens weiterer Abszesse sehr hoch ist. Wir bieten einen Kontrolltermin am Folgetag an, falls die Entzündung nicht ausreichend zurückgegangen ist. Wenn man zu lange wartet, besteht die Gefahr, dass der Abszess zurückkehrt. Andererseits ist der Eingriff technisch anspruchsvoll, wenn er zu früh durchgeführt wird. Wir bevorzugen daher ein Zeitintervall von mindestens einer Woche und höchstens drei Wochen.
Ja. Es ist nicht notwendig, Schmerzen aufgrund eines Pilonidalabszesses zu ertragen. Obwohl schwerwiegende Komplikationen wie eine Ausbreitung der Entzündung auf den gesamten Organismus ("Blutvergiftung", Sepsis) selten sind, empfehlen wir, den Abszess noch am Tag der Diagnosestellung chirurgisch zu behandeln.
Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Entwicklung einer prall gefüllten Eiteransammlung am Steißbein kann es oft nur Stunden bis zu einigen Tagen dauern.
Es wird dringend davon abgeraten, eine Steißbeinfistel auszudrücken. Dieser Vorgang ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch weitgehend erfolglos, es sei denn, eine spontane Eröffnung des Abszesses steht unmittelbar bevor. Unsere sonographischen Untersuchungen zeigen, dass die Haut über dem Abszess zwischen 3 und 5 mm dick ist, was zu dick ist, um einfach durch Druck eine Öffnung herbeizuführen. Das Ausdrücken kann zudem zu einer Verschlimmerung der Entzündung führen. Es ist angenehmer, sicherer und effektiver, eine zielgerichtete Behandlung von einem Facharzt durchführen zu lassen.
Ein Steißbeinabszess kann erst dann platzen, wenn sich über Tage hinweg erheblicher Druck aufgebaut hat und die Entzündungsprozesse die Haut allmählich schwächen. Wir empfehlen dringend, nicht so lange zu warten, da dies unnötiges Leiden bedeutet. Mit der richtigen Erfahrung kann schnell und schonend geholfen werden.
Ein verbreiteter Irrtum ist, dass Lokalanästhesie in entzündetem Gewebe aufgrund der pH-Verschiebung nicht wirksam ist. Tatsächlich lässt sich der kleine Bereich, der bei einer Punktion mit einer Stanze geöffnet wird, mit entsprechender Erfahrung trotzdem effektiv betäuben.
Geeignete Antibiotika zur Behandlung umfassen Breitband-Antibiotika wie Cephalosporine (zum Beispiel Cefuroxim) oder Penicilline (zum Beispiel Amoxicillin mit Clavulansäure). Bei einer Penicillinallergie können auch Makrolide wie Clindamycin eine alternative Option darstellen, allerdings mit gewissen Einschränkungen bezüglich der Wirksamkeit.
Wir empfehlen, die betroffene Region behutsam auszuduschen, sobald Sie wieder zu Hause sind. Ein sanftes Auswaschen mit lauwarmem Wasser hilft, die Haut von Eiter und Wundsekret zu reinigen. Es ist sinnvoll, dabei milde, pH-neutrale Seifen zu verwenden.
Nach einer Operation eines Steißbein-Abszesses erholen sich viele Patienten schnell und können oft bereits am nächsten Tag wieder ihrer Arbeit nachgehen.
Die Frage, ob ein Abszess gekühlt oder gewärmt werden sollte, wird unterschiedlich beantwortet, je nach medizinischer Tradition. In der europäischen Schulmedizin wird empfohlen, Entzündungen zu kühlen, um Schwellungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Kühlung kann besonders in der Anfangsphase einer Entzündung hilfreich sein, um die Ausbreitung der Entzündung zu begrenzen und akute Beschwerden zu mildern.
Im Gegensatz dazu befürwortet die ayurvedische Medizin oft die Anwendung von Wärme bei Abszessen, um die Reifung und damit die natürliche Entleerung des Eiters zu fördern. Wärme kann die Durchblutung in der betroffenen Region erhöhen, was den Heilungsprozess unterstützen und die Reifung des Abszesses beschleunigen kann.
In der Praxis wird häufig eine Kombination beider Ansätze empfohlen, abhängig vom Stadium des Abszesses und den individuellen Symptomen.
Dr. Bernhard Hofer – Florian Liebl
Fachärzte für Viszeralchirurgie und Proktologie – PartG mbB
Mitglied im Berufsverband der Coloproktologen – Deutsche Gesellschaft für Prokotlogie – International Pilonidal Society
Brienner Str. 13, D-80333 München
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